Forum

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Unzeitgemäße Betrachtungen ..

Um unzeitgemäß sein zu können , muss ein Denker zugleich sehr Zeitgemäß sein

Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 1 Seite 22


Dazu  zum Vergleich …

Trotzdem sei es gesagt: ein großer Sieg ist eine große Gefahr. Die menschliche Natur erträgt ihn schwerer als eine Niederlage; ja es scheint selbst leichter zu sein, einen solchen Sieg zu erringen, als ihn so zu ertragen, daß daraus keine schwerere Niederlage entsteht. Von allen schlimmen Folgen aber, die der letzte mit Frankreich geführte Krieg hinter sich dreinzieht, ist vielleicht die schlimmste ein weitverbreiteter, ja allgemeiner Irrtum: der Irrtum der öffentlichen Meinung und aller öffentlich Meinenden, daß auch die deutsche Kultur in jenem Kampfe gesiegt habe und deshalb jetzt mit den Kränzen geschmückt werden müsse, die so außerordentlichen Begebnissen und Erfolgen gemäß seien.

Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen

..   in dem  ich einmal  für den Kampfe und dem Sieg gegen Frankreich 1871 , den Kampfe und den Sieg gegen den s.g. Ostblock 1989 einsetze ..

Trotzdem sei es gesagt: ein großer Sieg ist eine große Gefahr. Die menschliche Natur erträgt ihn schwerer als eine Niederlage; ja es scheint selbst leichter zu sein, einen solchen Sieg zu erringen, als ihn so zu ertragen, daß daraus keine schwerere Niederlage entsteht. Von allen schlimmen Folgen aber, die der letzte mit dem Ostblock geführte ( kalte ) Krieg hinter sich dreinzieht, ist vielleicht die schlimmste ein weitverbreiteter, ja allgemeiner Irrtum: der Irrtum der öffentlichen Meinung und aller öffentlich Meinenden, daß auch die westliche Kultur in jenem Kampfe gesiegt habe und deshalb jetzt mit den Kränzen geschmückt werden müsse, die so außerordentlichen Begebnissen und Erfolgen gemäß seien.

Bei diesem Vergleich „unzeitgemäßer Betrachtungen“. zu einem Sieg über einer Kultur, gibt es nur einen Haken …

Andererseits kann, in unserem Falle, von einem Siege der deutschen Kultur aus den einfachsten Gründen nicht die Rede sein: weil die französische Kultur fortbesteht wie vorher, und wir von ihr abhängen wie vorher. Nicht einmal an dem Waffenerfolge hat sie mitgeholfen. unzeitgemäß

Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen

Davon , dass die „sozialistische“ Kultur , wie vorher fortbesteht und man von ihr wie vorher abhängt , kann ja wohl keine Rede sein. Somit man in diesem „besonderen“ Fall zwischen den unzeitgemäßen Betrachtungen bei den Sieg der Deutschen über Frankreich 1871 und den Sieg der s.g. westlichen Wertegemeinschaft  über den s.g. Ostblock 1989 zu unterscheiden hat. Für den s.g. Links Nietzscheanismus und   somit   der   hier thematisierten "fünften Welle"  ist diese Unterscheidung in sofern von Belang, dass auch er sich , „ähnlich“ dem Ostblock , an linken Theorien orientiert.

 

Wenn  es   also   bei  Paul  Stephan  heißt  "Um unzeitgemäß sein zu können , muss ein Denker zugleich sehr Zeitgemäß sein"   so würde ich   in   diesem  Zusammenhang   schon   bezweifeln  wollen ,  ob  denn    seine unzeitgemäßen Betrachtungen     zur   "fünften Welle"     zugleich  sehr   zeitgemäß   sind.  Wohlgemerkt zeitgemäß   in   dem   Sinne , dass  diese  fünfte Welle  "derzeit"      an   eine   dementsprechende   Kultur  anknüpfen  könnte.  So  wie man   seiner  Zeit,    trotz   der   Niederlage   Frankreichs  1871,    stets   weiterhin   die  französische  Kultur    anknüpfen  konnte.

 

Einmal bliebe immer, selbst angenommen, daß zwei Kulturen miteinander gekämpft hätten, der Maßstab für den Wert der siegenden ein sehr relativer und würde unter Verhältnissen durchaus nicht zu einem Siegesjubel oder zu einer Selbstglorifikation berechtigen. Denn es käme darauf an, zu wissen, was jene unterjochte Kulturwert gewesen wäre: vielleicht sehr wenig: in welchem Falle auch der Sieg, selbst bei pomphaftestem Waffenerfolge, für die siegende Kultur keine Aufforderung zum Triumphe enthielte

Friedrich Nietzsche … Unzeitgemäße Betrachtungen

Denn     käme   es    denn   nicht  auch   im   Hinblick   auf die  s.g.   Wende   von  1989  darauf   an ,  zu  wissen,    was   jene   unterjochte  bzw. überwundenen  sozialistische Kulturwert  gewesen    wäre  ,  vielleicht   auch  sehr wenig:   in welchem Falle auch der Sieg  der  s.g. westlichen  Wertegemeinschaft  , selbst bei pomphaftestem Waffenerfolge,   zu   dem   es schlußendlich  noch   nicht einmal   kam,   für die siegende Kultur keine Aufforderung zum Triumphe enthielte.

Wobei  man  allerdings  der   fünften   Welle   zu  gute  halten  muss , dass   sie    sich   von   dieser  unterjochten   bzw. überwundenen  sozialistische Kultur   deutlich  distanziert.  Nur   an welche   sozialistische Kultur   knüpft sie   denn   ansonsten   an ?  Wenn    denn  eine  sozialistische  Kultur  von   Grund   auf  völlig neu   entsteht,  besteht    dann   nicht  auch bei    ihr  die Gefahr , dass    sie  in   gleicherweise   ausartet,    wie  die   s.g.  sozialistische Staatengemeinschaft   unter   Führung der  Sowjetunion?

Zugleich hat die Geschichte gezeigt , dass die Kollektivierung der Produktionsmittel und des Grundbesitz zu einem unmenschlichen Priesterregime ausarten kann , so fern der von Nietzsche betonten wilden , individualistischen , grausamen Seite des Menschen nicht ihr Recht widerfährt. Die Stärke des Kapitalismus liegt wesentlich darin begründet , dass er diese Seite des Menschen wesentlich besser entspricht , als der bisherige Sozialismus.

Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S.132

Nun   ja ,    offenbar     ist der   bisherige   Sozialismus   daran    gescheitert,   dass er  nicht  der   von  Nietzsche  betonten  wilden  individualistischen , grausamen  Seite  des  Menschen   entsprochen  hat.   Keine    Frage ,  diese  Seite  des  Menschen   war  zu   jeder  Zeit  zeitgemäß.   Nur  irgendwie     will    es    mir   so   ganz   und    gar   nicht gelingen,    diese wilde   individualistische , grausame  Seite     des Menschen  ,  mit     einen     "neuen  Sozialismus"   in  Folge   der  s.g.  fünften   Welle ,  gedanklich    in  Übereinstimmung    zu  bringen.