Forum

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Nietzsche/ Luhmann vs. Marx … den Kapitalismus gab es , als „Civilisation“ , schon immer ..

Zu Beginn der zweiten Abhandlung der Genealogie der Moral vertritt er ..( Nietzsche) die Auffassung das die basalste Wurzel des Schuldgefühls ökonomische Tauschverhältnisse seien, die zugleich die Grundlage aller menschlichen Zivilisationen seien:

  • Das Gefühl der Schuld, der persönlichen Verpflichtung … hat .. seinen Ursprung in dem ältesten und dem ursprünglichsten Personen-Verhältnis, das es gibt , gehabt, in dem Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer , Gläubiger und Schuldner : hier trat zuerst Person gegen Person, hier mass sich zuertst Person an Person . Man hat keinen noch so niederen Grad von Civilisation aufgefunden, in dem nicht schon etwas von diesem Verhältnisse bemerkbar würde.

Paul Stephan . .. Links Nietzscheanismus Band 1 S.92

In dem hier Nietzsche davon spricht , dass es eine Civilisation ohne solche Personen-Verhältnisse , wie die zwischen Käufer und Verkäufer , Gläubiger und Schuldner , undenkbar ist und der Kapitalismus im Wesentlichen auf diese Verhältnisse beruht , so hat Nietzsche den Kapitalismus in allen Zivilisationen verortet . Also auch in der Antike, dem Feudalismus , dem Absolutismus und .. aufgemerkt .. weil dergleichen auch dort praktiziert wurde, im real existierenden Sozialismus.

Nietzsche vertritt hier geradezu einen Ökonomismus , allerdings sind bei ihm, im Gegensatz zu Marx und Engels , nicht die Produktionsverhältnisse das entscheidende , sondern die Art , wie die produzierten Waren verteilt werden,

Paul Stephan . .. Links Nietzscheanismus Band 1 S. 93

Denn auch im real existierenden Sozialismus wurden die produzierten Waren im Personen-Verhältniss zwischen Käufer und Verkäufer Gläubiger und Schuldner verteilt. Wenn gleich die Produktionsverhältnisse , im Gegensatz zu dem , was Marx und Engels als Kapitalismus verstanden haben, natürlich auf Grund des Volks bzw. Staatseigentums an Produktionsmitteln völlig andere waren.

 

Systemtheorie (Luhmann) .. Kommunikationsmedien

Ein systemspezifischer Code fungiert dabei als Leitunterscheidung aller systemspezifischen Kommunikationen und macht sie als systemzugehörig erkennbar. Im Wirtschaftssystem erhöht die Leitunterscheidung Zahlen/nicht Zahlen die Wahrscheinlichkeit, dass auf jede Zahlung eine neue erfolgt – dies wäre ein Beispiel für den Anschluss einer systemspezifischen Kommunikation an eine andere. (Kommunikation ist hier nicht als menschliche Handlung, gar als Sprachhandlung, anzusehen.) Dies funktioniert über das generalisierte Kommunikationsmedium Geld, das die letzte Zahlung mit der jetzigen verknüpft. Würde das Geld nicht mehr als Kommunikationsmedium akzeptiert, hätte das betreffende Wirtschaftssystem seine Anschlussfähigkeit verloren.

Übrigens .. wenn man so will . hat Nietzsche, mit dem … ältesten und dem ursprünglichsten Personen-Verhältnis,,. zwischen Käufer und Verkäufer, Gläubiger und Schuldner, Luhmanns  .. Leitunterscheidung Zahlen/nicht Zahlen ,.. quasi vorweg genommen . Würde Käufer und Verkäufer(Nietzsche) und als solches die Unterscheidung Zahlen/nicht Zahlen ( Luhmann)  als Kommunikationsmedium nicht mehr akzeptiert werden , so würde , nach Nietzsche, nicht nur bloß das betreffende Wirtschaftssystem seine Anschlussfähigkeit verlieren, sondern mehr noch die betreffende  „Civilisation“. Womit nochmals die Schnittmengen,  zwischen Nietzsche und Luhmanns Systemtheorie deutlich werden.

Wir sehen hier deutlich die Grenzen von Nietzsches . Freigeistigkeit doch zugleich ihre Weite . Wohl kein anderer Philosoph vor ihm  .....   , hat erkannt ,dass die Ökonomie ( „Personen-Verhältniss zwischen Käufer und Verkäufer Gläubiger und Schuldner.. Nietzsche ;  Zahlen/Nichtzahlen... Luhmann “  ..    Anmk Seitaenzery) .. an der Basis der Zivilisation steht und die Grundlage bildet , auf der sich höhere geistige und sogar psychologische Gebilde überhaupt erst herausbilden .

Zahllose Links Nietzscheaner .. sollten an diesem Aspekt anschließen.

Paul Stephan . .. Links Nietzscheanismus Band 1 S. 93

Somit  Nietzsche   all jenen     ´zahnlosen` Links Nietzscheanern eine deutliche Abfuhr erteilt , die meinem , dass man dereinst im Kommunismus das Geld , als Kommunikationsmedium ( Luhmann) abschaffen könne. Es sei denn , so zumindest meine Meinung , man würde sich eines schönen Tages tatsächlich daran machen , Zarathustras und damit Nietzsches "Lehre" in die Praxis um zu setzen.Dafür gibt es allerdings keinerlei Anzeichen.Zumal diese Lehre  ..  ihrem Wortlaut nach! ..   weder im Band 1 noch im Band 2, des Links Nietzscheanismus von Paul Stephan zu finden ist. Geschweige denn,  auch nur in einem einzigen Kapitel behandelt wurde. Was nicht weiter verwundert , wenn doch Nietzsche , nach eigenem Bekunden .. ein Schicksal ist

 

 

Ich kenne mein Los. Es wird sich einmal an meinen Namen die Erinnerung an etwas Ungeheures anknüpfen – an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste Gewissens-Kollision, an eine Entscheidung, heraufbeschworen gegen alles, was bis dahin geglaubt, gefordert, geheiligt worden war. Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit

Friedrich Nietzsche  .. Ecce Hommo , Warum ich ein Schicksal bin

man   will     nicht   wirklich   dessen   tiefste Gewissens-Kollision  herauf beschwören , sich mit  dieser   Lehre,   für  eine Krise entscheiden  , die    sich gegen alles richtet   , was bis dahin geglaubt, gefordert, geheiligt worden war. Man  ist  dann  kein Mensch,  man ist Dynamit .( Möglicherweise muss man  selbst  irgendwo  .kein Mensch! ..  sein, um  diese   Lehre ,als  solches,  überhaupt  zu  erkennen. Möglicherweise ist  Paul  Stephan    viel  zu sehr  Mensch , als  das  er  dazu  in der Lage ist. ( Stichwort   Also sprach Zarathustra  .. Ein Buch für alle und  Keinen!  )  

 

Hm? Aber genau das schreibe ich doch an der Stelle: Dass Nietzsche zwar einerseits die Ökonomie als Grundlage menschlichen Lebens erkennt - andererseits aber in bürgerlichen Denkformen gefangen bleibt, weil er die Ökonomie nur als kapitalistische Tauschwirtschaft denken kann.

Es ist ja bei ihm eigentlich immer dieselbe Grundargumentation: Eine nicht-kapitalistische freiheitliche Gesellschaft ist nicht möglich, weil sie gegen die "Natur des Menschen" sei. Dieser Aspekt von Nietzsches Philosophie ist doch nun aber nun wirklich der am wenigsten originellste: Das ist ja einfach nur die platteste Spießerweisheit sprachlich elegant formuliert.

Ich habe es ja schon an anderer Stelle erläutert: Ökonomien ohne Tausch und auch ohne Geld gab und gibt es. Innerhalb einer Großfamilie wird ja zB auch nicht getauscht (jedenfalls nicht im Sinne der Warenökonomie) und Geld brauchte man über weite Strecken der Geschichte nur für den Fernhandel. Und auch innerhalb von Clangesellschaften gibt es für die interne Distribution der Güter sicher keinen Tausch, kein Geld und damit auch keine Schuldner-Gläubiger-Beziehung. Engels liefert dafür in der von mir ja oft erwähnten (weil sehr geschätzten) Schrift Vom Ursprung der Familie etc. ja einige gute Argumente. Das ist quasi der diametrale Gegenentwurf zur Genealogie Nietzsches in vielerlei Hinsicht.

Gesellschaftssysteme stabilisieren sich halt immer dadurch, dass sie ihre jeweiligen Regeln als "natürlich" behaupten. - Die Kritiker wiederum bemühen sich nachzuweisen, dass diese Regeln "unnatürlich" sind.

Im nachhinein haben sich die Verteidiger der alten Ordnung als falsch erwiesen - obwohl die Hoffnungen der Kritiker zugleich auch nicht so ganz aufgingen.

Die Wahrheit ist doch: Die menschliche Natur ist offensichtlich sehr wandelbar. Sicher nicht beliebig, aber in erheblichem Maße. Welche Anlagen des Menschen sich ausbilden, ist wesentlich Produkt ihrer gesellschaftlichen Umgebung. Eine kapitalistische Ellenbogengesellschaft fördert die egoistischen, brutalen Züge der Menschen - eine sozialistische Gesellschaft dürfte, wenn sie gelingt, ihre besseren Anlagen fördern. Dass die Menschen nie Engel sein werden, ist zugleich auch klar: Wettkampf und Konflikt wird es immer geben. Doch es müssen ja nicht gleich Weltkriege und Weltwirtschaftskrisen sein ...

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
Zitat von PS am 14. September 2021, 4:35 Uhr

 

Es ist ja bei ihm eigentlich immer dieselbe Grundargumentation: Eine nicht-kapitalistische freiheitliche Gesellschaft ist nicht möglich, weil sie gegen die "Natur des Menschen" sei. Dieser Aspekt von Nietzsches Philosophie ist doch nun aber nun wirklich der am wenigsten originellste: Das ist ja einfach nur die platteste Spießerweisheit sprachlich elegant formuliert.

Weil von ihm im Zusammenhang von Nietzsche schon die Rede war , hätte ich da von Luhmann noch eine weitere platteste Spießerweisheit im Angebot ..

  • Systemtheorie -..Geschlossenheit der Operationen ( Luhmann)
  • Luhmann versteht unter Operation die Reproduktion eines Elements eines autopoietischen Systems mit Hilfe der Elemente desselben Systems. Ein System entsteht und erhält sich dadurch, dass Operationen aneinander anschließen. Wenn organische Prozesse als Operationen aneinander anschließen, entsteht ein organisches System. Wenn Gedanken als Operationen aneinander anschließen, entsteht ein psychisches System (auch: „Bewusstseinssystem“). Wenn Kommunikationen als Operationen aneinander anschließen, entsteht ein soziales System (auch: „Kommunikationssystem“).
  • Ein System besteht so lange, wie Operationen jeweils nächste gleichartige Operation ermöglichen. Operationen müssen anschlussfähig sein

.. und zwar , dass   ein System dadurch   entsteht und sich erhält, weil  mit Hilfe der Elemente des selben Systems , Operationen aneinander anschließen .und genau das trifft auf den Kapitalismus zu.

Der macht sich als solches selbst. (Autopoiesis)!

Den muss  man den Menschen nicht mit  einer kapitalistischen  respektive goßen sozialistischen  Oktober  - Revolution einprügeln und fürderhin mit einer knallharten Diktatur  aufrechterhalten.  Einer sozialistische   Diktatur, wenn man sie auch nur ein wenig schleifen   lässt   ... Stichwort:Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) .. unmittelbar    wieder zum   Kapitalismus zurück  floppt  und das nahezu friedlich .Kein Vergleich zu dem , wie sich dereinst der real existierende Sozialismus aus der Taufe hob .

Zitat von PS am 14. September 2021, 4:35 Uhr

 

Die Wahrheit ist doch: Die menschliche Natur ist offensichtlich sehr wandelbar. Sicher nicht beliebig, aber in erheblichem Maße. Welche Anlagen des Menschen sich ausbilden, ist wesentlich Produkt ihrer gesellschaftlichen Umgebung. Eine kapitalistische Ellenbogengesellschaft fördert die egoistischen, brutalen Züge der Menschen - eine sozialistische Gesellschaft dürfte, wenn sie gelingt, ihre besseren Anlagen fördern.

Soviel  zum Thema einer wandelbaren menschliche Natur  bzw. einer  sozialistische Gesellschaft , wenn sie gelingt, dessen  besseren Anlagen fördern  dürfte.

Angesichts des Themas dieses Buches können wir kaum umhin hervorzuheben , dass Nietzsche in dieser der Ästhetik gewidmeten Schrift an einer Stelle politisch wird :

Man verwandle das Beethoven´sche Jubellied der «Freude » in ein Gemälde und bleibe mit seiner Einbildungskraft nicht zurück , wenn Millionen schauervoll in den Staub sinken : so kann man sich dem Dionysischen nähern. Jetzt ist der Sclave freier Mann , jetzt zerbrechen alle die starren , feindseligen Abgrenzungen , die Noth , Willkür oder freche Mode zwischen den Menschen festgesetzt haben.

Vom Standpunkt der sozialen Ordnung aus betrachtet ist das Dionysische eine trennende Erfahrung , doch primär ist es eine Einheitserfahrung . Wahrscheinlich nirgends sonst ist Nietzsche so sozialistisch wie hier

Paul Stephan  .. Links Nietzscheanismus Band 1 S. 105 ..106

Möglicherweise ist es dir ja  entgangen , deshalb habe  ich es  im Nietzsche Zitat  noch mal mit roter Farbe vervorgehoben, Nietzsche fordert dazu auf , bei solchen Jubelliedern, wie der Internationale , dem  Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung , nicht mit seiner  Einbildungskraft zurück zu bleiben. Wir reden hier also von etwas , was man sich ein zubilden hat , jenseits dessen .. was ist

 

Was er ( Nietzsche ) bietet , ist offensichtlich – wie auch die meisten seiner Kritiker anerkennen – eine ausgezeichnete Analyse , .. alles schonungslos offenlegen .. «Sagen ,was ist » ..

.

Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S 115

 

Nicht das wir uns missverstehen. Für mich ist der Kapitalismus genauso ein Ende , wie das der Mensch ein Ende ist ..

- der Mensch ist ein Ende -

Friedrich Nietzsche . . Der Antichrist

Beides bedingt einander. Ich spreche  mich  also   weder  für  den Menschen, noch für  den Kapitalimus aus . Ich bin  wie   du ein Links Nietzscheaner .  Nur  das ich dabei halt  nicht   den Menschen in meinem Hinterkopf «behalte».