.. von einer fünften Welle , die eine Erste ist.
Zitat von Seiltaenzery am 6. August 2021, 15:22 UhrDas Buch Links–Nietzscheanismus.
Der zweite Band (Link zur Verlagsseite), der im Juli 2020 erschienen ist, beschäftigt sich mit den Aneignungen Nietzsches. Ich unterteile die Vielfalt dieser Aneignungen, um überhaupt eine einigermaßen kompakte Darstellung zu ermöglichen in vier Wellen: eine erste Welle, in der Nietzsches Ethik der individuellen Befreiung und der Leibesbejahung im Vordergrund stand, ….. Eine fünfte Welle auszulösen liegt an uns – Impulse dafür können meines Erachtens insbesondere dadurch gefunden werden, zu Nietzsches Texten selbst zurückzukehren sowie zu der wilden Nietzsche-Aneignung der ersten Welle.
. . so wie du dich hier zur ersten Welle geäußert hast, gehe ich einmal davon aus, dass wir heute vor allem von der „Die wild-individualistische Nietzsche-Rezeption bis zum Ersten Weltkrieg“ lernen können.Offenbar unter Bezugnahme auf Kessler , heißt in eben selbigen Artikel , zur ersten Welle , in deinem Buch ...Links Nietzscheanismus ..
Als wesentlichen Punkt von Nietzsches Philosophie benennt Kessler dabei die als «neue [] Sittlichkeit geprägte heroische Gesinnung»² den Glauben an starke Persönlichkeiten als unabdingbare Träger der Kultur.[... ] Was Nietzsche seine in dieser Zeit fast durchweg fortschrittlich (also freigeistig , links und /oder liberal ) geprägten Interpreten einte und ihm zu seinem Rum verhalf , lässt sich auf den Begriff Individualismus bringen. Nietzsche wurde als Prophet einer ganz neuen , auf Selbstverwirklichung und Befreiung der Leiblichkeit basierenden Weltanschauung verstanden, die seine Fans als Heilmittel gegen die moderne Welt und ihre Pathologien betrachten .
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus S.11
Beim Lesen dieser Zeilen musste ich unwillkürlich an folgendes Zitat von Nietzsche denken ..
- "Nicht zu tief. – Personen, welche eine Sache in aller Tiefe erfassen, bleiben ihr selten auf immer treu. Sie haben eben die Tiefe ans Licht gebracht: da gibt es immer viel Schlimmes zu sehen".
- Friedrich NietzscheMenschliches, Allzumenschliches
Könnte es vielleicht sein; dass du diese Sache noch nicht in aller Tiefe erfasst hast? Ich mein ja nur . Möglicherweise kommt eine , auf die Befreiung der Leiblichkeit , basierenden Weltanschauung , gar nicht gut beim ..- ich sag mal so . ..(pathologischen ) Otto Normalverbraucher an. Könnte es vielleicht sein ,dass du deine Rechnung ohne diesen (schlimmen) Wirt gemacht hast?
Das Buch Links–Nietzscheanismus.
Der zweite Band (Link zur Verlagsseite), der im Juli 2020 erschienen ist, beschäftigt sich mit den Aneignungen Nietzsches. Ich unterteile die Vielfalt dieser Aneignungen, um überhaupt eine einigermaßen kompakte Darstellung zu ermöglichen in vier Wellen: eine erste Welle, in der Nietzsches Ethik der individuellen Befreiung und der Leibesbejahung im Vordergrund stand, ….. Eine fünfte Welle auszulösen liegt an uns – Impulse dafür können meines Erachtens insbesondere dadurch gefunden werden, zu Nietzsches Texten selbst zurückzukehren sowie zu der wilden Nietzsche-Aneignung der ersten Welle.
. . so wie du dich hier zur ersten Welle geäußert hast, gehe ich einmal davon aus, dass wir heute vor allem von der „Die wild-individualistische Nietzsche-Rezeption bis zum Ersten Weltkrieg“ lernen können.Offenbar unter Bezugnahme auf Kessler , heißt in eben selbigen Artikel , zur ersten Welle , in deinem Buch ...Links Nietzscheanismus ..
Als wesentlichen Punkt von Nietzsches Philosophie benennt Kessler dabei die als «neue [] Sittlichkeit geprägte heroische Gesinnung»² den Glauben an starke Persönlichkeiten als unabdingbare Träger der Kultur.[... ] Was Nietzsche seine in dieser Zeit fast durchweg fortschrittlich (also freigeistig , links und /oder liberal ) geprägten Interpreten einte und ihm zu seinem Rum verhalf , lässt sich auf den Begriff Individualismus bringen. Nietzsche wurde als Prophet einer ganz neuen , auf Selbstverwirklichung und Befreiung der Leiblichkeit basierenden Weltanschauung verstanden, die seine Fans als Heilmittel gegen die moderne Welt und ihre Pathologien betrachten .
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus S.11
Beim Lesen dieser Zeilen musste ich unwillkürlich an folgendes Zitat von Nietzsche denken ..
- "Nicht zu tief. – Personen, welche eine Sache in aller Tiefe erfassen, bleiben ihr selten auf immer treu. Sie haben eben die Tiefe ans Licht gebracht: da gibt es immer viel Schlimmes zu sehen".
- Friedrich NietzscheMenschliches, Allzumenschliches
Könnte es vielleicht sein; dass du diese Sache noch nicht in aller Tiefe erfasst hast? Ich mein ja nur . Möglicherweise kommt eine , auf die Befreiung der Leiblichkeit , basierenden Weltanschauung , gar nicht gut beim ..- ich sag mal so . ..(pathologischen ) Otto Normalverbraucher an. Könnte es vielleicht sein ,dass du deine Rechnung ohne diesen (schlimmen) Wirt gemacht hast?
Zitat von PS am 10. August 2021, 12:44 UhrDie Jugend- und Lebensreformbewegung war damals durchaus eine Massenbewegung und Nietzsche war ein massenhaft gelesener Autor. Die Ideen von Individualismus und leiblicher Befreiung kamen damals schon gut an. Kommen sie ja auch noch heute. Ich wäre da gar nicht so pessimistisch.
Die Jugend- und Lebensreformbewegung war damals durchaus eine Massenbewegung und Nietzsche war ein massenhaft gelesener Autor. Die Ideen von Individualismus und leiblicher Befreiung kamen damals schon gut an. Kommen sie ja auch noch heute. Ich wäre da gar nicht so pessimistisch.
Zitat von Seiltaenzery am 10. August 2021, 14:46 UhrZitat von PS am 10. August 2021, 12:44 UhrDie Jugend- und Lebensreformbewegung war damals durchaus eine Massenbewegung und Nietzsche war ein massenhaft gelesener Autor. Die Ideen von Individualismus und leiblicher Befreiung kamen damals schon gut an. Kommen sie ja auch noch heute. Ich wäre da gar nicht so pessimistisch.
In dem du auf die Jugend- und Lebensreformbewegung und damit möglicherweise auf eine Revolution durch selbige setzt , ich hätte da mal eine grundsätzliche Frage ..
- Hat Kant nicht in der französischen Revolution den Übergang aus der unorganischen Form des Staats in die organische gesehn? Hat er sich nicht gefragt, ob es eine Begebenheit gibt, die gar nicht anders erklärt werden könne als durch eine moralische Anlage der Menschheit, so daß mit ihr, ein für allemal, die »Tendenz der Menschheit zum Guten« bewiesen sei? Antwort Kants: »das ist die Revolution.« Der fehlgreifende Instinkt in allem und jedem, die Widernatur als Instinkt, die deutsche décadence als Philosophie – das ist Kant!Ich nehme ein paar Skeptiker beiseite, den anständigen Typus in der Geschichte der Philosophie: aber der Rest kennt die ersten Forderungen der intellektuellen Rechtschaffenheit nicht. Sie machen es allesamt wie die Weiblein, alle diese großen Schwärmer und Wundertiere – sie halten die »schönen Gefühle« bereits für Argumente, den »gehobenen Busen« für einen Blasebalg der Gottheit, die Überzeugung für ein Kriterium der Wahrheit.
- Friedrich Nietzsche .. Der Antichrist
.. gilt für dich in Anbetracht dessen , die »Tendenz der Menschheit zum Guten« für bewiesen?
Zitat von PS am 10. August 2021, 12:44 UhrDie Jugend- und Lebensreformbewegung war damals durchaus eine Massenbewegung und Nietzsche war ein massenhaft gelesener Autor. Die Ideen von Individualismus und leiblicher Befreiung kamen damals schon gut an. Kommen sie ja auch noch heute. Ich wäre da gar nicht so pessimistisch.
In dem du auf die Jugend- und Lebensreformbewegung und damit möglicherweise auf eine Revolution durch selbige setzt , ich hätte da mal eine grundsätzliche Frage ..
- Hat Kant nicht in der französischen Revolution den Übergang aus der unorganischen Form des Staats in die organische gesehn? Hat er sich nicht gefragt, ob es eine Begebenheit gibt, die gar nicht anders erklärt werden könne als durch eine moralische Anlage der Menschheit, so daß mit ihr, ein für allemal, die »Tendenz der Menschheit zum Guten« bewiesen sei? Antwort Kants: »das ist die Revolution.« Der fehlgreifende Instinkt in allem und jedem, die Widernatur als Instinkt, die deutsche décadence als Philosophie – das ist Kant!Ich nehme ein paar Skeptiker beiseite, den anständigen Typus in der Geschichte der Philosophie: aber der Rest kennt die ersten Forderungen der intellektuellen Rechtschaffenheit nicht. Sie machen es allesamt wie die Weiblein, alle diese großen Schwärmer und Wundertiere – sie halten die »schönen Gefühle« bereits für Argumente, den »gehobenen Busen« für einen Blasebalg der Gottheit, die Überzeugung für ein Kriterium der Wahrheit.
- Friedrich Nietzsche .. Der Antichrist
.. gilt für dich in Anbetracht dessen , die »Tendenz der Menschheit zum Guten« für bewiesen?
Zitat von PS am 11. August 2021, 23:43 UhrNaja, diese Bewegung ist ja eine Sache der tiefen Vergangenheit - das müsste man für die Gegenwart schon neu erfinden.
Der Witz an dieser Stelle ist doch, dass es hier einen klaren Widerspruch gibt zwischen These und Rhetorik: Nietzsche wirft Kant Unsachlichkeit vor, aber man kann sich ja, wenn man die Sätze laut liest, geradezu bildlich vorstellen, wie da jemand polternd auf den Tisch haut.
Solche Stellen machen natürlich Spaß beim Lesen - mehr Spaß als Kant -, aber was ist da die Substanz dahinter?
Naja, diese Bewegung ist ja eine Sache der tiefen Vergangenheit - das müsste man für die Gegenwart schon neu erfinden.
Der Witz an dieser Stelle ist doch, dass es hier einen klaren Widerspruch gibt zwischen These und Rhetorik: Nietzsche wirft Kant Unsachlichkeit vor, aber man kann sich ja, wenn man die Sätze laut liest, geradezu bildlich vorstellen, wie da jemand polternd auf den Tisch haut.
Solche Stellen machen natürlich Spaß beim Lesen - mehr Spaß als Kant -, aber was ist da die Substanz dahinter?
Zitat von Seiltaenzery am 12. August 2021, 2:19 UhrZitat von PS am 11. August 2021, 23:43 UhrNaja, diese Bewegung ist ja eine Sache der tiefen Vergangenheit - das müsste man für die Gegenwart schon neu erfinden.
Der Witz an dieser Stelle ist doch, dass es hier einen klaren Widerspruch gibt zwischen These und Rhetorik: Nietzsche wirft Kant Unsachlichkeit vor, aber man kann sich ja, wenn man die Sätze laut liest, geradezu bildlich vorstellen, wie da jemand polternd auf den Tisch haut.
Solche Stellen machen natürlich Spaß beim Lesen - mehr Spaß als Kant -, aber was ist da die Substanz dahinter?
Du möchtest wissen , was die Substanz dahinter ist ...
Nietzsche sieht den Menschen als gefährliches, von Natur aus grausames und aggressives Raubtier , das durch den Firnis der Zivilisation nur mühsam im Zaum gehalten wird.Sein Argument , warum es ihn trotzdem zu befreien gelte , ist, dass ihn die zivilisatorische Zähmung krank mache, . Insbesondere zwinge sie ihn , seine Aggressionstriebe gegen sich selbst zu richten und sich selbst zu martern. Daraus erklärt Nietzsche die Entstehung des «schlechten Gewissens»...
Denn wenn der Mensch von Natur aus vielleicht nicht vollkommen ist , wenn es in ihm aber doch eine Seite gibt , die höchst grausam und aggressiv ist: wie lassen sich linke Gesellschaftsutopien dann noch auf nichtrepressivem Wege realisieren.
Paul Stefan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S.78
.. ganz einfach .. die Substanz dahinter ist , was Nietzsche in den Menschen sieht und daraus resultierend die Frage , wie sich angesichts dessen ...Gesellschaftsutopien dann noch auf nichtrepressivem Wege realisieren lassen.
Wie war denn das mit der von Kant so hochgelobten französischen Revolution , hatte die nicht ihre eigenen Kinder gefressen? Wie war denn das in der Stalinära , wo für die Kommunisten aus Deutschland das Hotel Lux zu einem Ort des Terrors und Grauens geworden ist? Du willst mit dciner "Neuerfindung für die Gegenwart" nicht wirklich die gleiche repressiven Erfahrung machen wollen.
Zitat von PS am 11. August 2021, 23:43 UhrNaja, diese Bewegung ist ja eine Sache der tiefen Vergangenheit - das müsste man für die Gegenwart schon neu erfinden.
Der Witz an dieser Stelle ist doch, dass es hier einen klaren Widerspruch gibt zwischen These und Rhetorik: Nietzsche wirft Kant Unsachlichkeit vor, aber man kann sich ja, wenn man die Sätze laut liest, geradezu bildlich vorstellen, wie da jemand polternd auf den Tisch haut.
Solche Stellen machen natürlich Spaß beim Lesen - mehr Spaß als Kant -, aber was ist da die Substanz dahinter?
Du möchtest wissen , was die Substanz dahinter ist ...
Nietzsche sieht den Menschen als gefährliches, von Natur aus grausames und aggressives Raubtier , das durch den Firnis der Zivilisation nur mühsam im Zaum gehalten wird.Sein Argument , warum es ihn trotzdem zu befreien gelte , ist, dass ihn die zivilisatorische Zähmung krank mache, . Insbesondere zwinge sie ihn , seine Aggressionstriebe gegen sich selbst zu richten und sich selbst zu martern. Daraus erklärt Nietzsche die Entstehung des «schlechten Gewissens»...
Denn wenn der Mensch von Natur aus vielleicht nicht vollkommen ist , wenn es in ihm aber doch eine Seite gibt , die höchst grausam und aggressiv ist: wie lassen sich linke Gesellschaftsutopien dann noch auf nichtrepressivem Wege realisieren.
Paul Stefan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S.78
.. ganz einfach .. die Substanz dahinter ist , was Nietzsche in den Menschen sieht und daraus resultierend die Frage , wie sich angesichts dessen ...Gesellschaftsutopien dann noch auf nichtrepressivem Wege realisieren lassen.
Wie war denn das mit der von Kant so hochgelobten französischen Revolution , hatte die nicht ihre eigenen Kinder gefressen? Wie war denn das in der Stalinära , wo für die Kommunisten aus Deutschland das Hotel Lux zu einem Ort des Terrors und Grauens geworden ist? Du willst mit dciner "Neuerfindung für die Gegenwart" nicht wirklich die gleiche repressiven Erfahrung machen wollen.
Zitat von PS am 19. August 2021, 2:24 UhrNaja, das hat für mich aber nur bedingt mit der zitierten Stelle aus dem "Anti-Christ" zu tun ... Da drischt Nietzsche doch einfach nur los.
Die Französische Revolution war in meinen Augen eine Revolte der lebendigen Teile der Bevölkerung gegen ein lebensfeindliches, repressives Regime zunächst einmal.
Freilich zeigte sich im Verlauf der Revolution schnell wieder die übliche Niedrigkeit des Menschen, das stimmt. Und in der Tat das von Nietzsche analysierte Problem des Ressentiments und des Tugendterrors.
Aber unterm Strich wurde durch diesen Aufstand so vieles zum Guten bewegt ... Kant hat da absolut Recht und Nietzsche Unrecht. Die ständische Ordnung des Mittelalters wurde endgültig zu Grabe getragen - der Raum für etwas Neues eröffnet. Es ist unfassbar, dass Nietzsche in dieser Hinsicht vollkommen blind ist.
Die große Frage, die ja schon im Verlauf der Ereignisse selbst aufkam, ist freilich, was genau an die Stelle der ständischen Ordnung treten soll. Auf diese Frage wurde seitdem auf verschiedene Art und Weise geantwortet - eine finale befriedigende Antwort gibt es noch nicht.
Eines ist gewiss: Aus der Erfahrung von 1789 und auch aus der Erfahrung des Stalinismus gilt es zu lernen, wie man die neue Ordnung nicht errichten sollte. - Aber was hilft es, als es erneut zu versuchen auf anderem Wege?
Naja, das hat für mich aber nur bedingt mit der zitierten Stelle aus dem "Anti-Christ" zu tun ... Da drischt Nietzsche doch einfach nur los.
Die Französische Revolution war in meinen Augen eine Revolte der lebendigen Teile der Bevölkerung gegen ein lebensfeindliches, repressives Regime zunächst einmal.
Freilich zeigte sich im Verlauf der Revolution schnell wieder die übliche Niedrigkeit des Menschen, das stimmt. Und in der Tat das von Nietzsche analysierte Problem des Ressentiments und des Tugendterrors.
Aber unterm Strich wurde durch diesen Aufstand so vieles zum Guten bewegt ... Kant hat da absolut Recht und Nietzsche Unrecht. Die ständische Ordnung des Mittelalters wurde endgültig zu Grabe getragen - der Raum für etwas Neues eröffnet. Es ist unfassbar, dass Nietzsche in dieser Hinsicht vollkommen blind ist.
Die große Frage, die ja schon im Verlauf der Ereignisse selbst aufkam, ist freilich, was genau an die Stelle der ständischen Ordnung treten soll. Auf diese Frage wurde seitdem auf verschiedene Art und Weise geantwortet - eine finale befriedigende Antwort gibt es noch nicht.
Eines ist gewiss: Aus der Erfahrung von 1789 und auch aus der Erfahrung des Stalinismus gilt es zu lernen, wie man die neue Ordnung nicht errichten sollte. - Aber was hilft es, als es erneut zu versuchen auf anderem Wege?
Zitat von Seiltaenzery am 21. August 2021, 2:21 UhrZitat von PS am 19. August 2021, 2:24 UhrDie große Frage, die ja schon im Verlauf der Ereignisse selbst aufkam, ist freilich, was genau an die Stelle der ständischen Ordnung treten soll. Auf diese Frage wurde seitdem auf verschiedene Art und Weise geantwortet - eine finale befriedigende Antwort gibt es noch nicht.
.. eine finale befriedigende Antwort kann es auch nicht geben..
Und doch betont er (Nietzsche ) stets die Gewaltsamkeit und Grausamkeit der des Willens zur Macht , spricht etwa von «formbildende[n] und vergewaltigende[n] Natur dieser Kraft» (ebd.) und schreibt :
- Die «Ausbeutung» gehört nicht einer verderbten oder unvollkommnen und primitiven Gesellschaft an, sie gehört in `s Wesen des Lebendigen, als organische Grundfunktion, sie ist einen Folge des eigentlichen Willens zur Macht, der eben der Wille des Lebens ist
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band1 S.90..91
.. wie denn auch , wenn die «Ausbeutung» in `s Wesen des Lebendigen gehört.
Zitat von PS am 19. August 2021, 2:24 UhrAber unterm Strich wurde durch diesen Aufstand so vieles zum Guten bewegt ... Kant hat da absolut Recht und Nietzsche Unrecht. Die ständische Ordnung des Mittelalters wurde endgültig zu Grabe getragen - der Raum für etwas Neues eröffnet. Es ist unfassbar, dass Nietzsche in dieser Hinsicht vollkommen blind ist.
.. es ist unfassbar das Kant in dieser Hinsicht so blind ist. Mir ist jedenfalls nichts darüber bekannt , dass mit der ständische Ordnung des Mittelalters zugleich die «Ausbeutung» zu Grabe getragen wurde. Ganz im Gegenteil. und ist nicht der real existierende Sozialisamus ,mit seinen hohen Anspruch, die s.g. Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt zu haben , gescheitert ?
Und doch betont er (Nietzsche ) stets die Gewaltsamkeit und Grausamkeit der des Willens zur Macht , spricht etwa von «formbildende[n] und vergewaltigende[n] Natur dieser Kraft» (ebd.) und schreibt :
- Sich gegenseitig der Verletzung , der Gewalt , der Ausbeutung enthalten, seinen Willen dem des anderen gleich setzen,dies kann in einem gewissen groben Sinne zwischen Individuen zur guten Sitte werden... Sobald man aber dies Prinzip weiter nehmen wollte und womöglich gar als Grundprinzip der Gesellschaft, so würde es sich sofort erweisen , als Das was es ist .. als Auflösungs und Verfallsprinzip.
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band1 S.90..91
. wurde damit nicht Nietzsches These , von einem Auflösungs- und Verfallsprinzip , bei einer Gesellschaft, die sich prinzipiell einer Ausbeutung enthält , in par excellence bestätigt?
Zitat von PS am 19. August 2021, 2:24 UhrDie große Frage, die ja schon im Verlauf der Ereignisse selbst aufkam, ist freilich, was genau an die Stelle der ständischen Ordnung treten soll. Auf diese Frage wurde seitdem auf verschiedene Art und Weise geantwortet - eine finale befriedigende Antwort gibt es noch nicht.
.. eine finale befriedigende Antwort kann es auch nicht geben..
Und doch betont er (Nietzsche ) stets die Gewaltsamkeit und Grausamkeit der des Willens zur Macht , spricht etwa von «formbildende[n] und vergewaltigende[n] Natur dieser Kraft» (ebd.) und schreibt :
- Die «Ausbeutung» gehört nicht einer verderbten oder unvollkommnen und primitiven Gesellschaft an, sie gehört in `s Wesen des Lebendigen, als organische Grundfunktion, sie ist einen Folge des eigentlichen Willens zur Macht, der eben der Wille des Lebens ist
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band1 S.90..91
.. wie denn auch , wenn die «Ausbeutung» in `s Wesen des Lebendigen gehört.
Zitat von PS am 19. August 2021, 2:24 UhrAber unterm Strich wurde durch diesen Aufstand so vieles zum Guten bewegt ... Kant hat da absolut Recht und Nietzsche Unrecht. Die ständische Ordnung des Mittelalters wurde endgültig zu Grabe getragen - der Raum für etwas Neues eröffnet. Es ist unfassbar, dass Nietzsche in dieser Hinsicht vollkommen blind ist.
.. es ist unfassbar das Kant in dieser Hinsicht so blind ist. Mir ist jedenfalls nichts darüber bekannt , dass mit der ständische Ordnung des Mittelalters zugleich die «Ausbeutung» zu Grabe getragen wurde. Ganz im Gegenteil. und ist nicht der real existierende Sozialisamus ,mit seinen hohen Anspruch, die s.g. Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt zu haben , gescheitert ?
Und doch betont er (Nietzsche ) stets die Gewaltsamkeit und Grausamkeit der des Willens zur Macht , spricht etwa von «formbildende[n] und vergewaltigende[n] Natur dieser Kraft» (ebd.) und schreibt :
- Sich gegenseitig der Verletzung , der Gewalt , der Ausbeutung enthalten, seinen Willen dem des anderen gleich setzen,dies kann in einem gewissen groben Sinne zwischen Individuen zur guten Sitte werden... Sobald man aber dies Prinzip weiter nehmen wollte und womöglich gar als Grundprinzip der Gesellschaft, so würde es sich sofort erweisen , als Das was es ist .. als Auflösungs und Verfallsprinzip.
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band1 S.90..91
. wurde damit nicht Nietzsches These , von einem Auflösungs- und Verfallsprinzip , bei einer Gesellschaft, die sich prinzipiell einer Ausbeutung enthält , in par excellence bestätigt?
Zitat von PS am 21. August 2021, 4:46 UhrJa, gerne nochmal: Ich widerspreche in diesen Punkten Nietzsche. Er argumentiert an diesen Stellen unsauber und ideologisch. Bzw. eigentlich argumentiert er nicht mal, sondern stellt nur Behauptungen auf. Es ist an uns, diese zu prüfen.
Und ja: Sowohl die Frz. Revo. als auch der Realsoz. sind gescheitert, an ihren eigenen Ansprüchen. Aber nur wer's versucht, kann überhaupt scheitern, sag ich mal. Nietzsche will ja nicht mal den Versuch zulassen.
Man muss es neu und besser versuchen.
Ja, gerne nochmal: Ich widerspreche in diesen Punkten Nietzsche. Er argumentiert an diesen Stellen unsauber und ideologisch. Bzw. eigentlich argumentiert er nicht mal, sondern stellt nur Behauptungen auf. Es ist an uns, diese zu prüfen.
Und ja: Sowohl die Frz. Revo. als auch der Realsoz. sind gescheitert, an ihren eigenen Ansprüchen. Aber nur wer's versucht, kann überhaupt scheitern, sag ich mal. Nietzsche will ja nicht mal den Versuch zulassen.
Man muss es neu und besser versuchen.
Zitat von Seiltaenzery am 24. August 2021, 4:03 UhrZitat von PS am 21. August 2021, 4:46 UhrJa, gerne nochmal: Ich widerspreche in diesen Punkten Nietzsche. Er argumentiert an diesen Stellen unsauber und ideologisch. Bzw. eigentlich argumentiert er nicht mal, sondern stellt nur Behauptungen auf. Es ist an uns, diese zu prüfen.
Und ja: Sowohl die Frz. Revo. als auch der Realsoz. sind gescheitert, an ihren eigenen Ansprüchen. Aber nur wer's versucht, kann überhaupt scheitern, sag ich mal. Nietzsche will ja nicht mal den Versuch zulassen.
Man muss es neu und besser versuchen.
- Metaphernkunde : Aneignung statt Wirkung
- Einer derjenige , die sich Nietzsche am tiefsten mit dem Problem der Metaphorik beschäftigt haben, ist Nietzsche selbst.... Nietzsche begründet diese Auffassung damit , dass es stets Vergleichungen zu anderen Phänomenen seien , mit deren Hilfe wir uns ein jedes verständlich machen können... Gut gewählte Metaphern lassen uns ganze Gegenstandsbereiche auf eine ganz neue Weise oder überhaupt erst erkennen.
- Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S. 18 ..19
Um dir diesen Gegenstandsbereiche auf eine ganz neue Weise oder überhaupt erst erkennen zu lassen , versuche ich es mal mit einer "gut gewählten" Metapher -..
„Der Kampf selbst hin zu den Gipfeln genügt, um das Herz eines Menschen zu füllen. Wir müssen uns Sisyphos glücklich vorstellen.“
Nietzsche argumentiert als jemand., bei dem man sich Sisyphos unglücklich vorstellen muss.
- Die Stimme der Herde wird auch in dir noch tönen. Und wenn du sagen wirst: »ich habe nicht mehr ein Gewissen mit euch«, so wird es eine Klage und ein Schmerz sein.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Jemand , der sich sagt , auch wenn die Herde in ihm tönt ..." ihr müsst euch Sisyphos glücklich vorstellen" ... » ich habe nicht mehr ein Gewissen mit euch«.
- Ach, es gibt so viel Lüsternheit nach Höhe! Es gibt so viel Krämpfe der Ehrgeizigen! Zeige mir, daß du keiner der Lüsternen und Ehrgeizigen bist!Ach, es gibt so viel große Gedanken, die tun nicht mehr als ein Blasebalg: sie blasen auf und machen leerer.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Zitat von PS am 21. August 2021, 4:46 UhrNietzsche will ja nicht mal den Versuch zulassen.
Man muss es neu und besser versuchen.
Mit Verlaub .. Nietzsche will nur nicht solche "lüsternen" Versuche zulassen. Die kann man nicht neu und besser machen.
- Du zwingst viele, über dich umzulernen; das rechnen sie dir hart an. Du kamst ihnen nahe und gingst doch vorüber: das verzeihen sie dir niemals.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Auch wenn du mir das womöglioch .. hart anrechnest , zu dem ., was man als Schaffender*inne tatsächlich neu und besser machen kann , ein Tipp ..
- "Ich liebe den, der über sich selber hinaus schaffen will und so zugrunde geht"
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Zitat von PS am 21. August 2021, 4:46 UhrJa, gerne nochmal: Ich widerspreche in diesen Punkten Nietzsche. Er argumentiert an diesen Stellen unsauber und ideologisch. Bzw. eigentlich argumentiert er nicht mal, sondern stellt nur Behauptungen auf. Es ist an uns, diese zu prüfen.
Und ja: Sowohl die Frz. Revo. als auch der Realsoz. sind gescheitert, an ihren eigenen Ansprüchen. Aber nur wer's versucht, kann überhaupt scheitern, sag ich mal. Nietzsche will ja nicht mal den Versuch zulassen.
Man muss es neu und besser versuchen.
- Metaphernkunde : Aneignung statt Wirkung
- Einer derjenige , die sich Nietzsche am tiefsten mit dem Problem der Metaphorik beschäftigt haben, ist Nietzsche selbst.... Nietzsche begründet diese Auffassung damit , dass es stets Vergleichungen zu anderen Phänomenen seien , mit deren Hilfe wir uns ein jedes verständlich machen können... Gut gewählte Metaphern lassen uns ganze Gegenstandsbereiche auf eine ganz neue Weise oder überhaupt erst erkennen.
- Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S. 18 ..19
Um dir diesen Gegenstandsbereiche auf eine ganz neue Weise oder überhaupt erst erkennen zu lassen , versuche ich es mal mit einer "gut gewählten" Metapher -..
„Der Kampf selbst hin zu den Gipfeln genügt, um das Herz eines Menschen zu füllen. Wir müssen uns Sisyphos glücklich vorstellen.“
Nietzsche argumentiert als jemand., bei dem man sich Sisyphos unglücklich vorstellen muss.
- Die Stimme der Herde wird auch in dir noch tönen. Und wenn du sagen wirst: »ich habe nicht mehr ein Gewissen mit euch«, so wird es eine Klage und ein Schmerz sein.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Jemand , der sich sagt , auch wenn die Herde in ihm tönt ..." ihr müsst euch Sisyphos glücklich vorstellen" ... » ich habe nicht mehr ein Gewissen mit euch«.
- Ach, es gibt so viel Lüsternheit nach Höhe! Es gibt so viel Krämpfe der Ehrgeizigen! Zeige mir, daß du keiner der Lüsternen und Ehrgeizigen bist!Ach, es gibt so viel große Gedanken, die tun nicht mehr als ein Blasebalg: sie blasen auf und machen leerer.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Zitat von PS am 21. August 2021, 4:46 UhrNietzsche will ja nicht mal den Versuch zulassen.
Man muss es neu und besser versuchen.
Mit Verlaub .. Nietzsche will nur nicht solche "lüsternen" Versuche zulassen. Die kann man nicht neu und besser machen.
- Du zwingst viele, über dich umzulernen; das rechnen sie dir hart an. Du kamst ihnen nahe und gingst doch vorüber: das verzeihen sie dir niemals.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Auch wenn du mir das womöglioch .. hart anrechnest , zu dem ., was man als Schaffender*inne tatsächlich neu und besser machen kann , ein Tipp ..
- "Ich liebe den, der über sich selber hinaus schaffen will und so zugrunde geht"
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Zitat von PS am 14. September 2021, 3:38 UhrHm, du weigerst dich standhaft, über Nietzsche hinauszudenken. Offen gesagt ist das auch der Grund, warum ich mich aus der Diskussion hier etwas rausziehe.
Ja, ich weiß, dass mein eigener Standpunkt in vielen Punkten von dem abweicht, was Nietzsche schreibt. Das markiere ich ja in meinem Buch auch immer wieder sehr deutlich.
Hm, du weigerst dich standhaft, über Nietzsche hinauszudenken. Offen gesagt ist das auch der Grund, warum ich mich aus der Diskussion hier etwas rausziehe.
Ja, ich weiß, dass mein eigener Standpunkt in vielen Punkten von dem abweicht, was Nietzsche schreibt. Das markiere ich ja in meinem Buch auch immer wieder sehr deutlich.