Forum

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Für "wen" Nietzsches Werke , in Summe stehen …

Im Zarathustra vergleicht Nietzsche den Menschen mit einem Seil , über das - .. zu Tanzen gelte:

Der Mensch ist ein Seil , geknüpft zwischen Thier und Übermensch, ein Seil über dem Abgrunde. Ein gefährliches Auf-dem-Wege , ein gefährliches zurückblicken , gefährliches Schaudern und Stehen bleiben.

Was auffällt an diesen beiden Metaphern ist , dass in ihnen das Ziel weiterhin eine Rolle spielt , Ohne Ziel bräuchte der Bogen ja gar nicht erst gespannt zu werde und das Seil würde nicht geknüpft.

Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 1 S.103

. „Was auffällt“ … hat Paul Stephan hier nicht genau das Ziel aus den Augen verloren , von dem die Rede ist und bei dem zumindest ich davon ausgehe ,wofür Nietzsches Werk in Summe steht .und zwar den Übermenschen? Anstatt sich dem Ziel .. selbst! .. zu zuwenden, es zu thematisieren „fällt (ihm ) auf“ dass ohne ein Ziel das Seil erst gar nicht geknüpft werden bräuchte.

»Übrigens ist mir alles verhaßt, was mich bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben.« Dies sind Worte Goethes, mit denen, als mit einem herzhaft ausgedrückten Ceterum censeo, unsere Betrachtung über den Wert und den Unwert der Historie beginnen mag.

Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen

Eine solche Trivialität würde ich noch nicht einmal unter einer Belehrung führen wollen. Wenn es denn an diesem Zitat von Nietzsche ..  so Goethes Worte .. etwas für eine Tätigkeit zu vermehren oder .. wohlgemerkt ,im wahrsten Sinne des Wortes!   .. unmittelbar zu beleben gilt , dann doch wohl das darin formulierte Ziel !

Um auf das Kapitel zurück zu kommen, unter dem Paul Stephan diese Trivialität formulierte . und zwar den  Kapitel 7 ...Nietzsche : Ein Meister der Ambivalenz .. bzw. dazu passend ...

Der reife Bloch sollte zu Nietzsche eine ambivalente Position einnehmen . In dem Aufsatz „Der Impuls Nietzsche“ aus dem Jahr 1913 .. versucht Bloch einen faschistischen Nietzsche von einem linken zu sondern. Das kritische Moment in Nietzsches Denken verortet Bloch hier in seinem Konzept des «Dionysischen», nicht in großen Begriffen vom «Übermenschen», «Willen zur Macht» und der «ewigen Wiederkunft», die alle faschistisch seien.

Paul Stephan Links Nietzscheanismus Band 2 S. 283

.. so hätte der „reife Bloch“ ; zu seiner Zeit ; sich schon die Frage gefallen lassen müssen , ob er denn in Anbetracht dessen , was er lehrt ; Zarathustra für einen Faschisten hält .

Als Zarathustra in die nächste Stadt kam, die an den Wäldern liegt, fand er daselbst viel Volk versammelt auf dem Markte: denn es war verheißen worden, daß man einen Seiltänzer sehen solle. Und Zarathustra sprach also zum Volke:

Ich lehre euch den Übermenschen. Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll. Was habt ihr getan, ihn zu überwinden?Alle Wesen bisher schufen etwas über sich hinaus: und ihr wollt die Ebbe dieser großen Flut sein und lieber noch zum Tiere zurückgehn, als den Menschen überwinden?Was ist der Affe für den Menschen? Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham. Und ebendas soll der Mensch für den Übermenschen sein: ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham

Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra

 

Nach meiner Lesart  wären   die Faschisten.. .. "Was der Affe für den Menschen ist, Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham" .

 

Also ich schreibe ja zu den unterschiedlichen Bestimmungen des Zieles bei Nietzsche und seinen Interpreten ja wohl mehr als genug in meinem Buch!

(Und auch zu meinem eigenen.)

Um was es mir bei Nietzsche in der Tat vor allem geht, ist, dass man sich - individuell wie kollektiv - überhaupt irgendein Ziel setzt. So spricht auch Zarathustra immer wieder. Der "Übermensch" wird von ihm ja gar nicht inhaltlich gefüllt. Es liegt an uns, das Ziel unserer höchsten Bestrebungen, unser Ideal zu definieren, das ist doch die entscheidende Botschaft Zarathustras!

Nietzsche zufolge ist das nicht banal, weil es genau an solchen höheren Zielen in unserer Kultur fehlt. Natürlich streben wir noch nach "irgendwas" - aber nicht mehr nach derart hohen Zielen, dass unser "Bogen gespannt bleibt".

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
Zitat von PS am 9. April 2022, 23:51 Uhr

Also ich schreibe ja zu den unterschiedlichen Bestimmungen des Zieles bei Nietzsche und seinen Interpreten ja wohl mehr als genug in meinem Buch!

(Und auch zu meinem eigenen.)

Das ist wohl wahr , dass du zu den unterschiedlichen Bestimmungen der Ziele bei Nietzsche und seinen Interpreten schreibst.

 

In Voraussicht, daß ich über kurzem mit der schwersten Forderung an die Menschheit herantreten muß, die je an sie gestellt wurde, scheint es mir unerläßlich, zu sagen, wer ich bin. Im Grunde dürfte man's wissen: denn ich habe mich nicht »unbezeugt gelassen«. Das Mißverhältnis aber zwischen der Größe meiner Aufgabe und der Kleinheit meiner Zeitgenossen ist darin zum Ausdruck gekommen, daß man mich weder gehört, noch auch nur gesehn hat.

Friedrich Nietzsche .. Ecce Homo

 

Nur würde ich bezweifeln, dass auch nur einer dieser Ziele bzw. Interpreten , dieser schwersten Forderung an die Menschheit gerecht wird , mit der Nietzsche an die Menschheit herangetreten ist. Dich und deinen Zielen übrigens mit eingeschlossen , Auch glaube ich , bei all den von dir „rezipierten“ Zielen ebenfalls jenes Missverhältnis zu sehen , von dem Nietzsche sagt , das da erhebliche Diskrepanz zwischen der Größe seiner Aufgabe und deren Kleinheit besteht.

Zitat von PS am 9. April 2022, 23:51 Uhr

Nietzsche zufolge ist das nicht banal, weil es genau an solchen höheren Zielen in unserer Kultur fehlt. Natürlich streben wir noch nach "irgendwas" - aber nicht mehr nach derart hohen Zielen, dass unser "Bogen gespannt bleibt".

Es sei dir allerdings unbenommen uns mit einem solchen „höheren“ Ziel , der dieser schwersten Forderung an die Menschheit bzw. der Größe von Nietzsches Aufgabe gerecht wird , zu überraschen .

Zitat von PS am 9. April 2022, 23:51 Uhr

Der "Übermensch" wird von ihm ( Nietzsche) ja gar nicht inhaltlich gefüllt.

.. wenn gleich ich da wenig Hoffnung habe , wie an diesem Zitat .. wie ich meine .. all zu deutlich wird.

 

Im Grunde dürfte man's wissen: denn ich habe mich nicht »unbezeugt gelassen«.

Friedrich Nietzsche .. Ecce Homo

.

Denn im Grunde dürfte man's wissen: hat sich doch Nietzsche insbesondere über den Übermenschen nicht »unbezeugt gelassen«. Dazu müsste man ihn allerdings … „gehört oder auch nur gesehen haben ( Nietzsche)“ .

 

Die Aufgabe für die nunmehr folgenden Jahre war so streng als möglich vorgezeichnet. Nachdem der jasagende Teil meiner Aufgabe gelöst war, kam die neinsagende, neintuende Hälfte derselben an die Reihe: die Umwertung der bisherigen Werte selbst, der große Krieg – die Heraufbeschwörung eines Tags der Entscheidung. Hier ist eingerechnet der langsame Umblick nach Verwandten, nach solchen, die aus der Stärke heraus zum Vernichten mir die Hand bieten würden. – Von da an sind alle meine Schriften Angelhaken: vielleicht verstehe ich mich so gut als jemand auf Angeln?... Wenn nichts sich fing, so liegt die Schuld nicht an mir. Die Fische fehlten.

Friedrich Nietzsche ..  Ecce  Homo

.. , so liegt die Schuld also nicht bei Nietzsche  , dass du  bei  ihm diesbezüglich   nicht "angebissen" hast .   Zumal ein solcher , von Nietzsche ausgeworfener Angelhaken ,  in meinem Beitrag , auf den du mir hier gerade geantwortet hast , als Zitat vorliegt. Das man nach diesem  "Köder"   immer noch der Meinung sein kann , dass Nietzsche sein Konzept vom Übermenschen ja gar nicht inhaltlich gefüllt hat , ist mir ein Rätsel . Um nicht sogar zu sagen , bei all den Zielen ,von den du in deinen beiden Büchern zum Links Nietzscheanismus geschrieben hast und die alle völlig daneben liegen , ein Mysterium  der Menschheit.

 

Apropos „daneben liegen“, im Sinne von „dicht daneben gefasst“ habe ich dazu passend  .. HIER ! .. unter „post some songs that you like“  ein Song gepostet.