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Kann man zugleich die menschliche Gemeinschaft und die Erde lieben (Bataille)

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Im   Abschnitt   von  Band 2  deines   Buches Links Nietzschianismus  heißt  es   zur "vierten Welle" -.. ich  zitiere ..

Kopflos: Nietzsche im Bataille-Kreis

Bataille setze sich dabei für einen strikten Antinationalismus ein , der offensichtlich Motive von Nietzsches Nationalismus und seinem Pathos der «Erde » aufgreift . So heißt es in seinem von ihm für Contre-Attaque Text :

Das Vaterland oder die Erde

  • Eine große Anzahl von Menschen liebt ihr Vaterland, sie opfern sich und sterben für es. Ein Nazi kann das Reich [im Original auf Deutsch] bis zum Delirium lieben.. Auch wir können leidenschaftlich lieben, aber was wir , wenngleich gebürtige Franzosen , lieben, ist nicht die französische, sondern die menschliche Gemeinschaft , es ist auf keinem Fall Frankreich, sondern ´die Erde.

 

Ganz   abgesehen   davon ,   dass  sich  Nietzsche  ganz   sicher  in  seinem Grab  umdrehen    würde  , wenn   er   davon  erführe  ,  dass    man ihn  auf  diese Weise   eine "Liebe  zur  menschlichen  Gemeinschaft"   andichtet  ..

 

  • In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der »Weltgeschichte«; aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben. – So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt.
  • Friedrich Nietzsche ..Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn

 

..   wie    kann man   ernsthaft    zugleich  die menschliche Gemeinschaft und die Erde lieben. Wie  gerade  zu  beängstigend Nietzsche   mit   diesem  Zitat  seiner  Zeit   voraus   war  ,   wird    übrigens an   dem  nun folgenden Witz   des  Jahrhunderts  bzw . darauf beziehend   ,  an   dem  Video von  Harald Lesch  zu  seinem  Buch  "Die Menschheit schafft sich  ab"    deutlich ..

„Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine zum anderen: Siehst schlecht aus.

Sagt der andere: Ja, ich habe Homo sapiens. Sagt der Erste: Hatte ich auch mal. Das geht vorbei.“

 

Wie ich es übrigens auch, ...bei dieser Konstellation zu Nietzsche! ,... beängstigend  finde , dass man von dem Herrn Philosophie Professor Lesch so gut wie gar nichts von Nietzsche zu lesen und hören bekommt.

  • "Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung; denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtier-Gebiß zu führen versagt ist. Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, daß fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte.
  • Friedrich Nietzsche ..Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn

 

..  wie  denn  auch  , wenn  im  Menschen   diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel  kommt.     Da     wäre   es   als  Philosophie Professor  geradezu  selbstmöderisch,  sich  mit   solchen  Äußerungen,  bei  den  " schwächeren, weniger robusten Individuen" , aus denen   die  "menschliche  Gemeinschaft(Bataille)"   im Großen und Ganzen  besteht ,  unbeliebt   zu  machen ...

  • "Denn jeder derselben wird immer seine Freiheit mißbrauchen, wenn er keinen über sich hat, der nach den Gesetzen über ihn Gewalt ausübt. Das höchste Oberhaupt soll aber gerecht für sich selbst Gewalt ausübt. Das höchste Oberhaupt soll aber gerecht für... sich selbst! ::: und doch ein Mensch sein. Diese Aufgabe ist daher die schwerste unter allen; ja ihre vollkommene Auflösung ist unmöglich: aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden"
  • Kant   .. Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht

.. und so  beliebt    auch  der   ach  so   gerade Herr  Professor   Lesch ,  sich   dem  krummen Holze .. diesen schwächeren, weniger robusten Individuen(Nietzsche)  .    Untertan  zu  machen. Ganz  so  wie  der  Opportunist  Diederich Heßling  in   dem    Roman "Der Untertan"  von Heinrich Mann.  Nur   mit   dem  Unterschied  ,  dass   sich   Lesch  nicht zum  Untertan eines  Herrschers,   sondern  des  Gesindels    macht ..

Pfui, unter dem Gesindel leben, — Pfui, unter dem Gesindel die Ersten zu bedeuten!"

Nietzsche, Also sprach Zarathustra

Für den (un-) wahrscheinichen Fall , dass du oder   auch jemand  anders  hier ,  auf Harald Lesch treffen solltest ,so  darfst du ihm das gerne von mir ausrichten.  Nur   das   wir uns   nicht  misserstehen  , als    jemand ,  der ...  "sich   selbst(Kant)"!   ... der  Täuschung,  des   selbst  belügens und betrügens, des   sich  selbst  Hinter-dem-Rücken-Redens, das  selbst Repräsentierens, das  selbst im erborgten Glanze lebens     bewusst  ist ,   zähle   ich  mich   auch  selbst  zum  Gesindel,  alles  andere  wäre "Verstellungskunst"    und   ich   denke   mal   ,  dass   auch   Nietzsche  sich  selbst so gesehen   hat.  Zumindest  wenn   man  sein  Zarathustra  diesbezüglich  aufmerksam  liest.

  .. und   so  merke  ..

Gesindel    sind  die ,   die    selbst  von   sich  meinen , nicht zum   Gesindel   zu gehören.  

(Um   diese   ..   so  Gödel; Escher, Bach  .."seltsame  Schleife", im  Sinne  Nietzsches   aufzulösen ,   darf   man  den  Begriff   Gesindel  übrigens gerne  "an  passender  Stelle" durch   den Begriff    Mensch ersetzten)

 

Ich denke nicht, dass Nietzsche ein zynischer Menschenfeind wie Schopenhauer gewesen ist. Er trat für die Höherentwicklung der Menschheit ein, für eine Versöhnung mit Natur und Leib und glaubte an die Möglichkeit einer solchen Höherentwicklung. Das ist für mich reinster Humanismus und "Ökologismus" (in Ermangelung eines besseren Begriffs).

Aber ja: Diese ganzen Aspekte haben bei Nietzsche immer einen zweischneidigen Aspekt. Ich glaube, er selbst versteht unter "Höherentwicklung" und auch "Naturnähe" oft Dinge, die sehr stark abweichen von dem, was Humanisten darunter üblicherweise verstehen. Das wird in der Stelle in FW, die wir andernorts diskutieren, ja mehr als deutlich.

Und auch Bataille und Co. übersehen leider diese "dunkle Seite", wenn sie sich auf Menschen berufen, das muss man auch sagen.

Also ich finde den Lesch schon ganz gut, der spricht wirklich mal Klartext und tut nicht wie die Mainstream-Grünen so, als könnte man die ökologische von der sozialen Frage trennen. Das Problem ist genau die bestehende "Aristokratie" (wohl besser: Oligarchie) im globalen Maßstab: Unsinnige Ressourcenverschwendung auf der einen, unglaubliches Elend auf der anderen Seite. Und die Antwort ist dann, durch Ökosteuern etc. den Leuten unten das Leben noch schwerer zu machen und ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden.

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
Zitat von PS am 6. August 2021, 16:12 Uhr

Ich denke nicht, dass Nietzsche ein zynischer Menschenfeind wie Schopenhauer gewesen ist.

..  dazu   zwei  Zitate  ..

  • Der Menschheit! Gab es je noch ein scheusslicheres altes Weib unter allen alten Weibern? (— es müsste denn etwa „die Wahrheit“ sein: eine Frage für Philosophen). Nein, wir lieben die Menschheit nicht; andererseits sind wir aber auch lange nicht „deutsch“ genug, wie heute das Wort „deutsch“ gang und gäbe ist, um dem Nationalismus und dem Rassenhass das Wort zu reden, um an der nationalen Herzenskrätze und Blutvergiftung Freude haben zu können, derenthalben sich jetzt in Europa Volk gegen Volk wie mit Quarantänen abgrenzt, absperrt.
  • Friedrich  Nietzsche  .. Die fröhliche Wissenschaft
  • Wir haben umgelernt. Wir sind in allen Stücken bescheidner geworden. Wir leiten den Menschen nicht mehr vom »Geist«, von der »Gottheit« ab, wir haben ihn unter die Tiere zurückgestellt. Er gilt uns als das stärkste Tier, weil er das listigste ist: eine Folge davon ist seine Geistigkeit. Wir wehren uns andrerseits gegen eine Eitelkeit, die auch hier wieder laut werden möchte: wie als ob der Mensch die große Hinterabsicht der tierischen Entwicklung gewesen sei. Er ist durchaus keine Krone der Schöpfung: jedes Wesen ist, neben ihm, auf einer gleichen Stufe der Vollkommenheit... Und indem wir das behaupten, behaupten wir noch zuviel: der Mensch ist, relativ genommen, das mißratenste Tier, das krankhafteste, das von seinen Instinkten am gefährlichsten abgeirrte – freilich, mit alledem, auch das interessanteste!
  • Friedrich Niertzsche   ..  Der  Antichrist
Zitat von PS am 6. August 2021, 16:12 Uhr

Er trat für die Höherentwicklung der Menschheit ein, i

.. richtig  ..  aber   darüber  , wie    sich   Nietzsche diese  Höherentwicklung vorstellt ,  dürften wir   uns beide  aber   auch  sowas  von  unterscheiden.

Zitat von PS am 6. August 2021, 16:12 Uhr

Er trat für die Höherentwicklung der Menschheit ein, für eine Versöhnung mit Natur und Leib und glaubte an die Möglichkeit einer solchen Höherentwicklung. Das ist für mich reinster Humanismus und "Ökologismus" (in Ermangelung eines besseren Begriffs).

  • Warum ich ein Schicksal bin
  • Ich kenne mein Los. Es wird sich einmal an meinen Namen die Erinnerung an etwas Ungeheures anknüpfen – an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste Gewissens-Kollision, an eine Entscheidung, heraufbeschworen gegen alles, was bis dahin geglaubt, gefordert, geheiligt worden war. Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit.
  • Friedrich  Nietzsche   .. Ecce Homo

..  liest  sich     diese  "Versöhnung",    dieser   "reinster Humanismus und Ökologismus"     für  dich so , wie   Nietzsche   sich in  diesem  Zitat  verstanden wissen will? Ich   denke   doch wohl   eher   nicht.  So   wie  Nietzsche  .. nach meiner  Auffassung! ..    für   diese Höherentwicklung eintritt ,  da   wird   man   die  Erinnerung  an  seinem    Namen   ganz  sicher  an   etwas Ungeheures anknüpfen.  Na    was   meinst     du   denn ,  was   ich bisher  mit  meinen  Beiträgen  hier   bezweckt  habe  ...

 

  • Von den drei Verwandlungen
  • Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe.
  • Vieles Schwere gibt es dem Geiste, dem starken, tragsamen Geiste, dem Ehrfurcht innewohnt: nach dem Schweren und Schwersten verlangt seine Stärke.
  • Was ist schwer? so fragt der tragsame Geist, so kniet er nieder, dem Kamele gleich, und will gut beladen sein.
  • Was ist das Schwerste, ihr Helden? so fragt der tragsame Geist, daß ich es auf mich nehme und meiner Stärke froh werde
  • Oder ist es das: in schmutziges Wasser steigen, wenn es das Wasser der Wahrheit ist,..
  • Friedrich  Nietzsche  .. Also  sprach  Zartathustra

 

..   "richtig"    ... euch    das  auf  zu bürden,   wonach    es   einem   starken, tragsamen Geist, dem Ehrfurcht innewohnt  verlangt  ,   nach dem Schweren und Schwersten.     Nur   nach dieser   Vorarbeit  ist  man für   das   bereit  ,   was   m.E.  Nietzsche  in  Wirklichkeit  mit  der  Menschheit  bezweckt.  Nur ab  dann  ..  ist  man so   frei ( Verwandlung  zum  Löwen)  ,  im   spiele   des Schaffens   (Verwandlung  zum Kind) ...  ,  dass    an   zu  nehmen   ,   wovon  Nietzsche (von  sich)   meint  , dass es Dynamit sei.  Würdest du  denn sagen,   dass   du in puncto  Menschheit   gut  beladen  sein   willst?   Bist   du     diesbezüglich ..   bereit  in schmutziges Wasser  zu  steigen, wenn es das Wasser der Wahrheit ist? Mit  Verlaub ..   ich   denke   doch  wohl   eher  nicht.

Aber gerade der Zarathustra handelt doch permanent davon, wie man den Zynismus überwinden kann. "Halte hoch deine höchste Hoffnung", heißt es.

In der Genealogie kritisiert Nietzsche in der 3. Abhandlung die moderne "Vergewaltigung" der Natur und des Leibes, im Zarathustra spricht er ja nicht nur vom "Übermenschen", sondern auch von der Notwendigkeit einer verleiblichten Existenz und der Ausrichtung von Moral und Politik an den Erfordernissen des Leibes.

Vielleicht wäre Nietzsche nicht zusammengebrochen, wenn er sich einen zynischen Charakterpanzer zugelegt hätte? Er war vielleicht nicht zynisch genug.

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
Zitat von PS am 11. August 2021, 9:31 Uhr

Aber gerade der Zarathustra handelt doch permanent davon, wie man den Zynismus überwinden kann. "Halte hoch deine höchste Hoffnung", heißt es.schon mal   bei  Zarathustra  sind  in  einer  "Fussnote"   heißt    es  bei  dir ..

Wo   wir  schon mal   bei  Zarathustra  sind  in  einer  "Fussnote"   heißt    es  bei  dir ..

 

523 .Nietzsche spricht von einem «Hauptwerk»( vgl. die Diskussion zum Willen der Macht – Projekt oben) nur als geplantes Projekt., schreibt aber über den Zarathustra «Innerhalb meiner Schriften steht für sich mein Zarathustra . Ich habe mit ihm der Menschheit das größte Geschenk gemacht, das ihr bisher gemacht worden ist . Dies Buch , mit seiner Stimme über Jahrtausende hinweg , ist nicht nur das höchste Buch, das eigentliche Höhenluft-Buch »(Za Vorwort 4 ). In seinen späteren Schriften suggeriert er immer wieder, dass im Zarathustra sämtliche Antworten auf die in ihnen aufgeworfenen Fragen zu finden seien.

Paul Stephan  .. Linksnietzscheanismus Band 2  S. 273

.. Nietzsche   suggeriert   das   nicht nur  ,  das   ist   so . Zumindest   habe   ich   mich  an diese Empfehlungf  von Nietzsche    gehalten.  Mit   Verlaub ..   das  von dir  ,  wohlgemerkt    als   Einführung   gedachte  Band 1  des  Links Nietzscheanismus  ,    von eben    diesem   größten  Geschenk ,    so   gut   wie  keine Rede ist  ,   würde   ich   gerade   zu  als  ein Affront  gegenüber  Nietzsche  bezeichen  wollen.

Hm, man müsste es mal zählen, aber eigentlich beziehe ich mich auf den Zarathustra doch ständig - schon im Motto und dann nochmal im Schlusswort, bei der "Treue zur Erde", der "schenkenden Tugend", dem "Übermenschen", der Nihilismus-Kritik ...

Ich halte es im Grunde auch für das Hauptwerk Nietzsches - gerade, wenn man sich seine Rezeptionsgeschichte anschaut.

Allerdings glaube ich mittlerweile selbst nicht mehr, dass man im Zarathustra alle Antworten auf Nietzsches Probleme findet. Das suggeriert das Buch, doch das ist eine "Angelrute", fürchte ich. Man ist doch am Ende bei keinem klaren System angelangt - eher stellen sich zahlreiche neue Rätsel.

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
Zitat von PS am 19. August 2021, 1:36 Uhr

Allerdings glaube ich mittlerweile selbst nicht mehr, dass man im Zarathustra alle Antworten auf Nietzsches Probleme findet.

..   was   mich  allerdings   überhaupt nicht   wundert. Bin   ich   doch davon   überzeugt , dass  genau   dieser Unglaube  als  Gradmesser  dafür  steht  , wie   weit man  sich  mit seiner  Rezeption von   Nietzsches  Werk  entfernt hat.

Auch wenn sein Werk uneindeutig und sogar widersprüchlich genug ist , um Anarchisten , Faschisten, Freigeistern und Rationalisten gleichermaßen als Steinbruch zu dienen , ist es doch nicht so, dass man alles mit Nietzsche anstellen könnte .

Paul Stephan   Links Nietzscheanismus  Band 1 S.17

..  bzw.  wie  weit man  sich  im  Angesicht  dieses Steinbruch,     bei Nietzsche bedient hat.

 

523 .Nietzsche spricht von einem «Hauptwerk»( vgl. die Diskussion zum Willen der Macht – Projekt oben) nur als geplantes Projekt., schreibt aber über den Zarathustra «Innerhalb meiner Schriften steht für sich mein Zarathustra . Ich habe mit ihm der Menschheit das größte Geschenk gemacht, das ihr bisher gemacht worden ist . Dies Buch , mit seiner Stimme über Jahrtausende hinweg , ist nicht nur das höchste Buch, das eigentliche Höhenluft-Buch »(Za Vorwort 4 ). In seinen späteren Schriften suggeriert er immer wieder, dass im Zarathustra sämtliche Antworten auf die in ihnen aufgeworfenen Fragen zu finden seien.

Paul Stephan  .. Linksnietzscheanismus Band 2  S. 273

Für   mich,  der ich bei  aufgeworfenen Fragen  nach  Antworten  in  seinem  Zarathustra  gesucht habe ,   ist   da  kein Steinbruch.   Ich  sehe   da  ein  in sich  schlüssiges  Konzept  und   ein  jeder   , der   meint   ein   Steinbruch     vor   sich  zu  haben , an   dem man   sich nach belieben bedienen könne,  begeht  für  mich einen   Frevel , an diesem  Konzept

 

Auch wenn sein Werk uneindeutig und sogar widersprüchlich genug ist , um Anarchisten , Faschisten, Freigeistern und Rationalisten gleichermaßen als Steinbruch zu dienen , ist es doch nicht so, dass man alles mit Nietzsche anstellen könnte .Paul Stephan

Paul Stephan   Links Nietzscheanismus  Band 1 S.17

Gemäß   diesem schlüssigem  Konzept  kann  man   übrigens mit  Nietzsche  tatsächlich nicht   alles  anstellen.  So  wird man   sich  als Menschenfreund  mit  Sicherheit  schwer tun,   an   diesem vermeintlichen Steinbruch    zu bedienen.

Wo  wir  schon mal  dabei  sind, dazu   ein Tipp ..

Aber zum Menschen treibt er mich stets von neuem, mein inbrünstiger Schaffens-Wille; so treibt's den Hammer hin zum Steine.

Ach, ihr Menschen, im Steine schläft mir ein Bild, das Bild meiner Bilder! Ach, daß es im härtesten, häßlichsten Steine schlafen muß!

Friedrich Nietzsche  .. Also sprach Zarathustra

 .. was   wäre  denn deiner Meinung nach  dieser  härteste, häßlichste  Stein  und   was  für  ein Bild  würde denn  darin schlafen?

 

Zum Problem werden Metaphern, wenn sie nicht mehr als solche wahrgenommen werden , wenn aus  ihnen tote Metaphern werden.

Paul Stephan  .. Links Nietzscheanismus Band 1 S. 19

Vorausgesetzt natürlich, dass wir es   hier   nicht  einer  solchen toten    Metapher zu  tun haben  .

Ein gutes Zitat! Es zeigt ja deutlich den humanistischen Nietzsche, der sich nach einem "neuen Mensch" sehnt.

Humanismus bedeutete ja nie, den Menschen, wie er ist zu lieben, sondern das Potential, das in ihm schlummert.

Ich würde sagen: Dieser Selbsttranszendierungsakt kann nur gelingen, wenn die Menschen endlich ihre gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst gestalten können, also in einer vollendeten Demokratie. Dann muss es tatsächlich darum gehen, einen "neuen Menschen" zu züchten. Vorher sind die Möglichkeiten zu einer solchen Schöpfung sehr begrenzt  bzw. wird es immer darum gehen, den Menschen besser im Sinne der jeweiligen gesellschaftlichen Zwänge abzurichten (wie im Faschismus oder jetzt in der chinesischen Erziehungsdiktatur - aber natürlich auch hier im Westen).

Der "Hammer" und der "Stein" müsste also jeweils die Menschheit sein, die sich selbst gestaltet in Freiheit, konfrontiert mit einem wahrhaft "offenen Meer".

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
Zitat von PS am 20. August 2021, 13:53 Uhr

Ein gutes Zitat! Es zeigt ja deutlich den humanistischen Nietzsche, der sich nach einem "neuen Mensch" sehnt.

Humanismus bedeutete ja nie, den Menschen, wie er ist zu lieben, sondern das Potential, das in ihm schlummert.

Ich würde sagen: Dieser Selbsttranszendierungsakt kann nur gelingen, wenn die Menschen endlich ihre gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst gestalten können, also in einer vollendeten Demokratie. Dann muss es tatsächlich darum gehen, einen "neuen Menschen" zu züchten. Vorher sind die Möglichkeiten zu einer solchen Schöpfung sehr begrenzt  bzw. wird es immer darum gehen, den Menschen besser im Sinne der jeweiligen gesellschaftlichen Zwänge abzurichten (wie im Faschismus oder jetzt in der chinesischen Erziehungsdiktatur - aber natürlich auch hier im Westen).

Der "Hammer" und der "Stein" müsste also jeweils die Menschheit sein, die sich selbst gestaltet in Freiheit, konfrontiert mit einem wahrhaft "offenen Meer".

  • 523 .Nietzsche spricht von einem «Hauptwerk»( vgl. die Diskussion zum Willen der Macht – Projekt oben) nur als geplantes Projekt., schreibt aber über den Zarathustra «Innerhalb meiner Schriften steht für sich mein Zarathustra . Ich habe mit ihm der Menschheit das größte Geschenk gemacht, das ihr bisher gemacht worden ist . Dies Buch , mit seiner Stimme über Jahrtausende hinweg , ist nicht nur das höchste Buch, das eigentliche Höhenluft-Buch »(Za Vorwort 4 ). In seinen späteren Schriften suggeriert er immer wieder, dass im Zarathustra sämtliche Antworten auf die in ihnen aufgeworfenen Fragen zu finden seien.
  • Paul Stephan  .. Linksnietzscheanismus Band 2  S. 273

 

... wenn im Zarathustra sämtliche Antworten auf die in ihnen aufgeworfenen Fragen zu finden seien,   so  hast   du  bei  diesem Beitrag  bzw.  bei  deiner Antwort   auf   meine  aufgeworfene  Frage   ganz sicher nicht  bei Nietzsches Zarathustra  nachgeschlagen .. richtig?

Wo  wäre  denn   dort  jemals  von einem "neuen Menschen"  die Rede gewesen?

Wie gesagt: Ich glaube ja gar nicht, dass dort alle Antworten zu finden sind und du hast nach meiner Meinung gefragt.

Nietzsche suggeriert, dass das so ist.

"Eine Partei des Lebens, vielfältig und diffus wie das Leben selbst, doch klaren Sinnes und von eiserner Disziplin, leidenschaftlich und volkstümlich, von Nietzscheschem Geist und von Marxen geschweißt, wird eine Gewalt sein, die alle Trumps und Macrons, alle Jinpings und alle von der Leyens, alle Bezos und Zuckerbergs, alle Sellners und Gaulands, alle Oligarchen und Ölscheichs hinwegfegen [...] wird." (Paul Stephan, Die Linke neu leben)
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