Nietzsche als abseitiger Künstlerphilosoph des Lebens? ...!
Zitat von Seiltaenzery am 8. August 2021, 12:07 UhrIn deinen Buch Links-Nietzscheanismus Band 1, S. 14 heißt es im Zusammenhang eines „Experiments“ .. ABFÄLLIG! ..
- „Und wir stießen auf einen abseitigen Philosophenkünstler oder Künstlerphilosophen, der sich wohl ganz unsatirisch in der Gründung einer «Partei des Lebens» versucht.
Würde man nicht genau darunter Nietzsche und dessen Werke sublimieren wollen? Nun ja .. vielleicht bis auf die Bezeichnung "ganz unsatirisch" . Wenn gleich "ganz unzynisch" sicherlich angebrachter wäre ...
- Zynismus ist die einzige Form, in der gemeine Seelen an das streifen, was Redlichkeit ist; und der höhere Mensch hat bei jedem gröberen und feineren Zynismus die Ohren aufzumachen und sich jedesmal Glück zu wünschen, wenn gerade vor ihm der Possenreißer ohne Scham oder der wissenschaftliche Satyr laut werde:
- Friedrich Nietzsche ..Jenseits von Gut und Böse
. ..und dazu ergänzend und was insbesondere in meinem Fall zutreffen dürfte ..
.
- Psychologisch lässt sich der Zyniker der Gegenwart als Grenzfall-Melancholiker verstehen, der seine depressiven Symptome unter Kontrolle halten und eingermassen arbeitstüchtig bleiben kann
- Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft (S. 35 – 40)
Um jenem Künslerphilosophen zu dessen behilflich zu sein , woran es ihm und seiner „Partei des Lebens“ offenbar fehlt, wie wäre es denn , wenn du ihn hier, in dieses Forum einlädst . Ich wäre jedenfalls auf seine abseitigen Beiträge schon sehr neugierig.
Ein weiterer überwiegend positiv konnotierter Gegenbegriff Nietzsches zur modernen Eintönigkeit und Leere ist derjenige des Experiments. Von einem bunten Zeitalter träumt er , «das viele Experimente des Lebens machen soll»
Paul Stephan .. Links-Nietzscheanismus Band 1, S. 13
Nur mal so nebenbei , als Frage (Sichwort : befragen .. hinterfragen= Sokratische Methode) .... was , wenn nicht eine abseitige „Partei des Lebens“ könnte dem entsprechen , was Nietzsche .. so deine Meinung .. von einem bunten Zeitalter erträumt?
In deinen Buch Links-Nietzscheanismus Band 1, S. 14 heißt es im Zusammenhang eines „Experiments“ .. ABFÄLLIG! ..
- „Und wir stießen auf einen abseitigen Philosophenkünstler oder Künstlerphilosophen, der sich wohl ganz unsatirisch in der Gründung einer «Partei des Lebens» versucht.
Würde man nicht genau darunter Nietzsche und dessen Werke sublimieren wollen? Nun ja .. vielleicht bis auf die Bezeichnung "ganz unsatirisch" . Wenn gleich "ganz unzynisch" sicherlich angebrachter wäre ...
- Zynismus ist die einzige Form, in der gemeine Seelen an das streifen, was Redlichkeit ist; und der höhere Mensch hat bei jedem gröberen und feineren Zynismus die Ohren aufzumachen und sich jedesmal Glück zu wünschen, wenn gerade vor ihm der Possenreißer ohne Scham oder der wissenschaftliche Satyr laut werde:
- Friedrich Nietzsche ..Jenseits von Gut und Böse
. ..und dazu ergänzend und was insbesondere in meinem Fall zutreffen dürfte ..
.
- Psychologisch lässt sich der Zyniker der Gegenwart als Grenzfall-Melancholiker verstehen, der seine depressiven Symptome unter Kontrolle halten und eingermassen arbeitstüchtig bleiben kann
- Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft (S. 35 – 40)
Um jenem Künslerphilosophen zu dessen behilflich zu sein , woran es ihm und seiner „Partei des Lebens“ offenbar fehlt, wie wäre es denn , wenn du ihn hier, in dieses Forum einlädst . Ich wäre jedenfalls auf seine abseitigen Beiträge schon sehr neugierig.
Ein weiterer überwiegend positiv konnotierter Gegenbegriff Nietzsches zur modernen Eintönigkeit und Leere ist derjenige des Experiments. Von einem bunten Zeitalter träumt er , «das viele Experimente des Lebens machen soll»
Paul Stephan .. Links-Nietzscheanismus Band 1, S. 13
Nur mal so nebenbei , als Frage (Sichwort : befragen .. hinterfragen= Sokratische Methode) .... was , wenn nicht eine abseitige „Partei des Lebens“ könnte dem entsprechen , was Nietzsche .. so deine Meinung .. von einem bunten Zeitalter erträumt?
Zitat von PS am 10. August 2021, 3:15 UhrJa, das liest sich wohl abfälliger, als es gemeint ist. Ich bin vielleicht auch selbst ein "abseitiger Künsterphilosoph", wer weiß ... Und Nietzsche war es gewiss auch.
Wobei "Abseitigkeit" ja nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist. Gegen Zynismus und Spießertum würde ich die "Abseitigkeit" immer verteidigen. Aber man kann sich auch sehr selbstgefällig in seiner Nische einrichten, diese Haltung kritisiere ich in meinem Buch ja wiederholt.
Von Zynismus versuche ich mich soweit es geht freizuhalten. Aber ja, du sagst es: Die Welt macht es einem nicht einfach, unzynisch zu bleiben.
Ja, das liest sich wohl abfälliger, als es gemeint ist. Ich bin vielleicht auch selbst ein "abseitiger Künsterphilosoph", wer weiß ... Und Nietzsche war es gewiss auch.
Wobei "Abseitigkeit" ja nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist. Gegen Zynismus und Spießertum würde ich die "Abseitigkeit" immer verteidigen. Aber man kann sich auch sehr selbstgefällig in seiner Nische einrichten, diese Haltung kritisiere ich in meinem Buch ja wiederholt.
Von Zynismus versuche ich mich soweit es geht freizuhalten. Aber ja, du sagst es: Die Welt macht es einem nicht einfach, unzynisch zu bleiben.
Zitat von Seiltaenzery am 10. August 2021, 13:13 UhrZitat von PS am 10. August 2021, 3:15 Uhr
Wobei "Abseitigkeit" ja nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist.
sicherlich ist "Abseitigkeit" nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ...
- "Von der subjektiven Quelle des Schulzischen Skeptizismus gibt uns die Einleitung eine Geschichte; sie enthält die Ausführung des Gedankens: wenn eine Erkenntnis, die aus der Vernunft geschöpft werden soll, sich keinen allgemeinen und dauerhaften Beifall verschaffen könne, die Bearbeiter derselben in beständigem Widerspruche miteinander stehen und jeder neue Versuch, dieser Erkenntnis die Festigkeit einer Wissenschaft zu erteilen, mißlinge, so lasse sich hieraus mit ziemlicher Sicherheit abnehmen, daß der Aufsuchung einer solchen Erkenntnis ein unerreichbarer Endzweck und eine allen Bearbeitern derselben gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegen müsse."
- Friedrich Hegel .. Aufsätze aus dem Kritischen Journal der Philosophie
Abseitigkeit wird erst dann zu einem Qualitätsmerkmal , wenn sich Abseitiges (und vermutlich jede Erkenntnis ist zu Beginn abseitig ) , . so Hegel .. . im Umkehrschluss! .. .einen allgemeinen und dauerhaften Beifall verschaffen kann. Mißling dies , so lässt sich hieraus mit ziemlicher Sicherheit abnehmen, daß die Aufsuchung einer solchen Abseitigkeit .. "ein unerreichbarer Endzweck und eine allen Bearbeitern derselben gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegen müsse."
Zitat von PS am 28. September 2020, 8:54 UhrHallo,
ein paar Freundinnen und Freunde und ich wollen zusammen eine Video-Reihe machen, in der wir abwechselnd einen Abschnitt aus Gustav Landauers Grundlagentext "Aufruf zum Sozialismus" vorlesen und uns dabei aufnehmen. Das Ganze solle dann u. a. auf Youtube veröffentlicht werden - bislang gibt es eine solche Aufnahme nicht.
Ist jemand daran interessiert, mitzuwirken? Als Belohnung winkt ein Freiexemplar der kommenden Ausgabe der "Narthex" sowie meiner Broschüre "Die Linke neu leben".
Sozialistische Grüße
Paul
Was würdest du denn meinen , kann das von dir hier vorgestellte Abseitige .. ( und in Anbetracht dessen , was ist und vorallem was war , ist Gustav Landauers Grundlagentext "Aufruf zum Sozialismus" zweifelsohne abseitig ) ... einen solchen allgemeinen und dauerhaften Beifall verschaffen.?
- Ich mache mir aus einem Philosophen gerade so viel, als er imstande ist ein Beispiel zu geben. Daß er durch das Beispiel ganze Völker nach sich ziehen kann, ist kein Zweifel; ... . Aber das Beispiel muß durch das sichtbare Leben und nicht bloß durch Bücher gegeben werden, also dergestalt, wie die Philosophen Griechenlands lehrten, durch Miene, Haltung, Kleidung, Speise, Sitte mehr als durch Sprechen oder gar Schreiben."
- Friedrich Nietzsche .. unzeitgemäße Betrtachtungen
Was würdest du denn meinen , um auf Nietzsche zurück zu kommen, kann Landauers Sozialismus tatsächlich durch das sichtbare Leben gegenben werden . Oder .. wovon ich ausgehe .. ist dieser Sozialismus nicht doch nur durch dessen Buch gegeben bzw. ... so Hegel ... hat die Aufsuchung dieser Erkenntnis nicht doch ebenfalls auch nur einen unerreichbaren Endzweck , so das deshalb allen Bearbeitern derselben und somit auch dir eine gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegen müsse."
Steht somit Landauers Sozialismus nicht genau für jene Abseitigkeit , die nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist?
Ürigens hat auch Nietzsches Abseitigkeit nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Das Abseitige , was von Nietzsche , bezüglich dem Zweck und dem Werdegang der Menschheit .. "aus seiner Vernunft geschöpft wurde(Hegel) ".. auch das wird m.E. ganz sicher nicht.. "durch das sichtbare Leben gegeben werden(Nietzsche) . Auch das ist nur , zumindest nach meinem Dafürhalten , wie Landauers Sozialismus nur .. "Sprechen oder gar Schreiben."
Was ganz sicher nicht nur .. "Sprechen oder gar Schreiben ist" , was ganz sicher "sichtbar gelebt wird " und was sich ganz sicher einen"allgemeinen und dauerhaften Beifall verschafft hat" ist der Kapitalismus bzw. um den Euphemismus dafür zu verwenden , die soziale Marktwirtschaft , in Kombination mit der freiheitlichen Demokratie. Demzu folge allen Bearbeitern derselben offenbar keine gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegt. Traurig aber wahr.
Zitat von PS am 10. August 2021, 3:15 Uhr
Wobei "Abseitigkeit" ja nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist.
sicherlich ist "Abseitigkeit" nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ...
- "Von der subjektiven Quelle des Schulzischen Skeptizismus gibt uns die Einleitung eine Geschichte; sie enthält die Ausführung des Gedankens: wenn eine Erkenntnis, die aus der Vernunft geschöpft werden soll, sich keinen allgemeinen und dauerhaften Beifall verschaffen könne, die Bearbeiter derselben in beständigem Widerspruche miteinander stehen und jeder neue Versuch, dieser Erkenntnis die Festigkeit einer Wissenschaft zu erteilen, mißlinge, so lasse sich hieraus mit ziemlicher Sicherheit abnehmen, daß der Aufsuchung einer solchen Erkenntnis ein unerreichbarer Endzweck und eine allen Bearbeitern derselben gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegen müsse."
- Friedrich Hegel .. Aufsätze aus dem Kritischen Journal der Philosophie
Abseitigkeit wird erst dann zu einem Qualitätsmerkmal , wenn sich Abseitiges (und vermutlich jede Erkenntnis ist zu Beginn abseitig ) , . so Hegel .. . im Umkehrschluss! .. .einen allgemeinen und dauerhaften Beifall verschaffen kann. Mißling dies , so lässt sich hieraus mit ziemlicher Sicherheit abnehmen, daß die Aufsuchung einer solchen Abseitigkeit .. "ein unerreichbarer Endzweck und eine allen Bearbeitern derselben gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegen müsse."
Zitat von PS am 28. September 2020, 8:54 UhrHallo,
ein paar Freundinnen und Freunde und ich wollen zusammen eine Video-Reihe machen, in der wir abwechselnd einen Abschnitt aus Gustav Landauers Grundlagentext "Aufruf zum Sozialismus" vorlesen und uns dabei aufnehmen. Das Ganze solle dann u. a. auf Youtube veröffentlicht werden - bislang gibt es eine solche Aufnahme nicht.
Ist jemand daran interessiert, mitzuwirken? Als Belohnung winkt ein Freiexemplar der kommenden Ausgabe der "Narthex" sowie meiner Broschüre "Die Linke neu leben".
Sozialistische Grüße
Paul
Was würdest du denn meinen , kann das von dir hier vorgestellte Abseitige .. ( und in Anbetracht dessen , was ist und vorallem was war , ist Gustav Landauers Grundlagentext "Aufruf zum Sozialismus" zweifelsohne abseitig ) ... einen solchen allgemeinen und dauerhaften Beifall verschaffen.?
- Ich mache mir aus einem Philosophen gerade so viel, als er imstande ist ein Beispiel zu geben. Daß er durch das Beispiel ganze Völker nach sich ziehen kann, ist kein Zweifel; ... . Aber das Beispiel muß durch das sichtbare Leben und nicht bloß durch Bücher gegeben werden, also dergestalt, wie die Philosophen Griechenlands lehrten, durch Miene, Haltung, Kleidung, Speise, Sitte mehr als durch Sprechen oder gar Schreiben."
- Friedrich Nietzsche .. unzeitgemäße Betrtachtungen
Was würdest du denn meinen , um auf Nietzsche zurück zu kommen, kann Landauers Sozialismus tatsächlich durch das sichtbare Leben gegenben werden . Oder .. wovon ich ausgehe .. ist dieser Sozialismus nicht doch nur durch dessen Buch gegeben bzw. ... so Hegel ... hat die Aufsuchung dieser Erkenntnis nicht doch ebenfalls auch nur einen unerreichbaren Endzweck , so das deshalb allen Bearbeitern derselben und somit auch dir eine gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegen müsse."
Steht somit Landauers Sozialismus nicht genau für jene Abseitigkeit , die nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist?
Ürigens hat auch Nietzsches Abseitigkeit nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Das Abseitige , was von Nietzsche , bezüglich dem Zweck und dem Werdegang der Menschheit .. "aus seiner Vernunft geschöpft wurde(Hegel) ".. auch das wird m.E. ganz sicher nicht.. "durch das sichtbare Leben gegeben werden(Nietzsche) . Auch das ist nur , zumindest nach meinem Dafürhalten , wie Landauers Sozialismus nur .. "Sprechen oder gar Schreiben."
Was ganz sicher nicht nur .. "Sprechen oder gar Schreiben ist" , was ganz sicher "sichtbar gelebt wird " und was sich ganz sicher einen"allgemeinen und dauerhaften Beifall verschafft hat" ist der Kapitalismus bzw. um den Euphemismus dafür zu verwenden , die soziale Marktwirtschaft , in Kombination mit der freiheitlichen Demokratie. Demzu folge allen Bearbeitern derselben offenbar keine gemeinschaftliche Täuschung zum Grunde liegt. Traurig aber wahr.
Zitat von PS am 11. August 2021, 9:02 Uhr"Abseitigkeit" ist in der Moderne ja paradoxerweise ein Massenphänomen, daher auch die ungebrochene Popularität Nietzsches. Selbst wenn man selbst recht normal lebt, ist man doch von seiner Abseitigkeit fasziniert und lässt sich von ihr mitreißen.
Ja, Landauer ist definitiv auch abseitig! Aber er hat schon gute Ideen hervorgebracht, darauf kommt es an. Leider starb er zu jung, eher er seine Gedanken systematisch ordnen konnte. Wäre er alt geworden, hätte er vielleicht eine bedeutende Philosophie des Anarchismus entwickeln können - aber auch so sind seine Schriften unbedingt lesenswert.
Ich denke, es gibt Leute, die mit guten Gründen für abseitig erklärt werden - andere nicht. Und wie gesagt: In der Moderne wird das verkompliziert dadurch, dass bestimmte Formen der "Abseitigkeit" ja gar nicht so abseitig sind.
"Abseitigkeit" ist in der Moderne ja paradoxerweise ein Massenphänomen, daher auch die ungebrochene Popularität Nietzsches. Selbst wenn man selbst recht normal lebt, ist man doch von seiner Abseitigkeit fasziniert und lässt sich von ihr mitreißen.
Ja, Landauer ist definitiv auch abseitig! Aber er hat schon gute Ideen hervorgebracht, darauf kommt es an. Leider starb er zu jung, eher er seine Gedanken systematisch ordnen konnte. Wäre er alt geworden, hätte er vielleicht eine bedeutende Philosophie des Anarchismus entwickeln können - aber auch so sind seine Schriften unbedingt lesenswert.
Ich denke, es gibt Leute, die mit guten Gründen für abseitig erklärt werden - andere nicht. Und wie gesagt: In der Moderne wird das verkompliziert dadurch, dass bestimmte Formen der "Abseitigkeit" ja gar nicht so abseitig sind.
Zitat von Seiltaenzery am 12. August 2021, 11:18 UhrZitat von PS am 11. August 2021, 9:02 Uhr"Abseitigkeit" ist in der Moderne ja paradoxerweise ein Massenphänomen, daher auch die ungebrochene Popularität Nietzsches. Selbst wenn man selbst recht normal lebt, ist man doch von seiner Abseitigkeit fasziniert und lässt sich von ihr mitreißen.
- Zwischenrede des Narren
- Das ist kein Misanthrop, der dies Buch geschrieben hat: der Menschenhaß bezahlt sich heute zu teuer. Um zu hassen, wie man ehemals den Menschen gehaßt hat, timonisch, im ganzen, ohne Abzug, aus vollem Herzen, aus der ganzen Liebe des Hasses – dazu müßte man aufs Verachten Verzicht leisten – und wieviel feine Freude, wieviel Geduld, wieviel Gütigkeit selbst verdanken wir gerade unsrem Verachten!
- Ffriedrich Nietzsche .. Die fröhliche Wissenschaft
.. ich korrigiere , bei dem wie Nietzsche ... den Menschen Verachtet , ist Abseitigkeit" in der Moderne NOTWENDIGERWEISE ein Massenphänomen. Zu diesem notwendigen Massenphänomen eine Anmerkung von dir bzw. mit Zarathustra eine Anmerkung von Nietzsche ..
Im Vom Vorübergehen begegnet Zarathustra einen Narren, der haargenau dieselbe Modernekritik vorbringt , die man anderswo auch aus Zarathustras und Nietzsches Mund vernimmt . Zarathustra unterbricht jedoch seine wütende Polemik mit den Worten ...
- Höre endlich auf […] mich ekelt lange schon deiner Rede und deiner Art. Warum wohntest du so lange im .. abseitigen (Anmk Seiltaenzery) .. Sumpfe, dass du selber zum .. abseitigen .. Frosch und zur Kröte werden musstest? Fließt dir nun nicht selber ein .. abseitiges .. faulichtest schaumichtest Sumpf- Blut durch die Adern, dass du also quaken und lästern lerntest . . […] Ich verachte dein Verachten. […] Aus der:... LIEBE! ... allein soll mir mein Verachten und mein warnender Vogel aufliegen , aber nicht aus dem Sumpfe.
Paul Stephan .. Links Niewtzscheanismus Band 1 , S.87
.. nur um einmal deutlich zu machen , was Nietzsche damit meint , wenn er davon spricht "Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und mein warnender Vogel aufliegen".
- ... was ... GELIEBT! .. werden kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang und ein Untergang ist.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Zitat von PS am 11. August 2021, 9:02 Uhr"Abseitigkeit" ist in der Moderne ja paradoxerweise ein Massenphänomen, daher auch die ungebrochene Popularität Nietzsches. Selbst wenn man selbst recht normal lebt, ist man doch von seiner Abseitigkeit fasziniert und lässt sich von ihr mitreißen.
- Zwischenrede des Narren
- Das ist kein Misanthrop, der dies Buch geschrieben hat: der Menschenhaß bezahlt sich heute zu teuer. Um zu hassen, wie man ehemals den Menschen gehaßt hat, timonisch, im ganzen, ohne Abzug, aus vollem Herzen, aus der ganzen Liebe des Hasses – dazu müßte man aufs Verachten Verzicht leisten – und wieviel feine Freude, wieviel Geduld, wieviel Gütigkeit selbst verdanken wir gerade unsrem Verachten!
- Ffriedrich Nietzsche .. Die fröhliche Wissenschaft
.. ich korrigiere , bei dem wie Nietzsche ... den Menschen Verachtet , ist Abseitigkeit" in der Moderne NOTWENDIGERWEISE ein Massenphänomen. Zu diesem notwendigen Massenphänomen eine Anmerkung von dir bzw. mit Zarathustra eine Anmerkung von Nietzsche ..
Im Vom Vorübergehen begegnet Zarathustra einen Narren, der haargenau dieselbe Modernekritik vorbringt , die man anderswo auch aus Zarathustras und Nietzsches Mund vernimmt . Zarathustra unterbricht jedoch seine wütende Polemik mit den Worten ...
- Höre endlich auf […] mich ekelt lange schon deiner Rede und deiner Art. Warum wohntest du so lange im .. abseitigen (Anmk Seiltaenzery) .. Sumpfe, dass du selber zum .. abseitigen .. Frosch und zur Kröte werden musstest? Fließt dir nun nicht selber ein .. abseitiges .. faulichtest schaumichtest Sumpf- Blut durch die Adern, dass du also quaken und lästern lerntest . . […] Ich verachte dein Verachten. […] Aus der:... LIEBE! ... allein soll mir mein Verachten und mein warnender Vogel aufliegen , aber nicht aus dem Sumpfe.
Paul Stephan .. Links Niewtzscheanismus Band 1 , S.87
.. nur um einmal deutlich zu machen , was Nietzsche damit meint , wenn er davon spricht "Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und mein warnender Vogel aufliegen".
- ... was ... GELIEBT! .. werden kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang und ein Untergang ist.
- Friedrich Nietzsche .. Also sprach Zarathustra
Zitat von PS am 19. August 2021, 1:31 UhrGenau: Es geht nicht einfach darum, "abseitig" zu sein und sich darin zu gefallen - sondern letztlich um die Sache. Abseitigkeit als Attitüde hätte Nietzsche sicher nicht gefallen - und mir gefällt sie auch nicht. Sie sollte ein Schicksal sein.
Genau: Es geht nicht einfach darum, "abseitig" zu sein und sich darin zu gefallen - sondern letztlich um die Sache. Abseitigkeit als Attitüde hätte Nietzsche sicher nicht gefallen - und mir gefällt sie auch nicht. Sie sollte ein Schicksal sein.
Zitat von Seiltaenzery am 19. August 2021, 19:34 UhrZitat von PS am 19. August 2021, 1:31 UhrGenau: Es geht nicht einfach darum, "abseitig" zu sein und sich darin zu gefallen - sondern letztlich um die Sache. Abseitigkeit als Attitüde hätte Nietzsche sicher nicht gefallen - und mir gefällt sie auch nicht. Sie sollte ein Schicksal sein.
. genau ... Abseitigkeit sollte ein Schicksal sein. Bliebe eigentlich nur noch die Frage zu klären , mit welchen Schicksal Nietzsche die Abseitigkeit verknüpft. Wenn man dir glauben schenken darf , so würde er dergleichen mit einem Links Nietzscheanismus verknüpfen. ..
Nietzsches Philosophie ermöglicht es , den Individualismus zu bejahen ohne das Individuum als metaphysische Substanz zu denken - es ist das Ergebnis eines historischen Abrichtungsprozesses, den es zugleich in jedem einzelnen Leben zu reaktualisieren gilt.
Paul Stephan .. Links Nietzscheanimus S.119
Einen Links Nietzscheanimus , der offenbar auf einen Individualismus, im Ergebnis eines eines historischen Abrichtungsprozesses setzt.
«Individualismus» kann nicht einfach bedeuten , dass jeder von Kindheit an nach belieben das machen darf , was er will – er setzt vielmehr einen aufrechten Gang voraus , der erst erlernt werden muss , was durchaus bedeuten kann , zunächst einmal ein Korsett zu tragen, dass man dann irgendwann abwerfen kann.
Paul Stephan .. Links Nietzscheanimus S.119
.. was durchaus bedeuten kann , zunächst einmal ein Korsett zu tragen, dass man dann irgendwan abwerfen kann. (Vorausgestzt man hat daraufhin einen aufrechten Gang erlernt ).
Nur haben wir denn nicht schon so ein Korsett ?
Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit
Der Wille gibt als denn sich nicht selbst, sondern das Objekt durch sein Verhältnis zum Willen gibt diesem das Gesetz. Dies Verhältnis, es beruhe nun auf der Neigung, oder auf Vorstellungen der Vernunft, läßt nur hypothetische Imperativen möglich werden: ich soll etwas tun darum, weil ich etwas anderes will ...Z. E. jener sagt: ich soll nicht lügen, wenn ich bei Ehren bleiben will; dieser aber: ich soll nicht lügen, ob es mir gleich nicht die mindeste Schande zuzöge.
.. nehmen wir nur den von Kant beschriebenen Fall. Ein Korsett , welches man sich anlegt , um "bei bei Ehren bleiben" bzw. um zu vermeiden , dass man sich .. "Schande zuzöge". Ich tue also nicht Lügen , weil ich etwas anderes will. Kant spricht , auf Gund dieses heterogenen Willens von einen hypothetischen Imperativ.
Dagegen sagt der moralische, mithin kategorische Imperativ: ich soll so oder so handeln, ob ich gleich nichts anderes wollte..
Wenn ich ich hingegen nicht lüge , weil man grundsätzlichnicht lügt , ich also damit nichts anderes bezwecke , dann redet Kant von einem kategorischen Imperativ. Ein "Abrichtungsprozess" bzw. ein „Erlernen des aufrechten Ganges“ , was einem Individuum besonders viel abverlangt. So wären nach dem kategorische Imperativ, selbst Notlügen verboten. Beispielsweise Lügen , die andere Menschen oder gar einen selbst vor dem Galgen bewahren.
Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung; denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtier-Gebiß zu führen versagt ist. Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, daß fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte.
Friedrich Nietzsche .. Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn
.. ganz zu schweigen , vonm Lug und Trug der Verstellungskunst , die .. so Nietzsche .. im Menschen auf ihren Gipfel gekommen ist. Wie dem auch sei , um das , mit dem "aufrechten Gang , der erst erlernt werden muss" scheint es mit der menschlichen Spezies nicht zum Besten bestellt zu sein. Insofern ich an deiner Stelle , bezüglich dessen, was dir an "Abseitigem" Individualismus, , als Links Nietzscheanismus vorschwebt , skeptisch sein würde. Ich würde sogar sagen , so wie ich bei deinem "links Nietzscheanem Korsett" Parallelen zum Korsett des Christentums zu erkennen meine , dass Nietzsche sich vehement dagegen aussprechen würde. So wie er sich übrigens auch gegen Kants kategorischem "Korsett" ausgresprochen hat
Die »Tugend«, die »Pflicht«, das »Gute an sich«, das Gute mit dem Charakter der Unpersönlichkeit und Allgemeingültigkeit – Hirngespinste, in denen sich der Niedergang, die letzte Entkräftigung des Lebens, das Königsberger[1171] Chinesentum ausdrückt. Das Umgekehrte wird von den tiefsten Erhaltungs- und Wachstumsgesetzen geboten: daß jeder sich seine Tugend, seinen kategorischen Imperativ erfinde. Ein Volk geht zugrunde, wenn es seine Pflicht mit dem Pflichtbegriff überhaupt verwechselt. Nichts ruiniert tiefer, innerlicher als jede »unpersönliche« Pflicht, jede Opferung vor dem Moloch der Abstraktion. – Daß man den kategorischen Imperativ Kants nicht als lebensgefährlich empfunden hat!... Der Theologen-Instinkt allein nahm ihn in Schutz!
Übrigens
in dem man .. so Kant .. bei ihm nicht lügt, um bei Ehren zun bleiben, was , wenn nicht der , ach so vernünftige hypothetischer Imperativ würde für das stehen , was Nietzsche , als .. ich zitiere .. als das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit" .. bezeichnet.
Zitat von PS am 19. August 2021, 1:31 UhrGenau: Es geht nicht einfach darum, "abseitig" zu sein und sich darin zu gefallen - sondern letztlich um die Sache. Abseitigkeit als Attitüde hätte Nietzsche sicher nicht gefallen - und mir gefällt sie auch nicht. Sie sollte ein Schicksal sein.
. genau ... Abseitigkeit sollte ein Schicksal sein. Bliebe eigentlich nur noch die Frage zu klären , mit welchen Schicksal Nietzsche die Abseitigkeit verknüpft. Wenn man dir glauben schenken darf , so würde er dergleichen mit einem Links Nietzscheanismus verknüpfen. ..
Nietzsches Philosophie ermöglicht es , den Individualismus zu bejahen ohne das Individuum als metaphysische Substanz zu denken - es ist das Ergebnis eines historischen Abrichtungsprozesses, den es zugleich in jedem einzelnen Leben zu reaktualisieren gilt.
Paul Stephan .. Links Nietzscheanimus S.119
Einen Links Nietzscheanimus , der offenbar auf einen Individualismus, im Ergebnis eines eines historischen Abrichtungsprozesses setzt.
«Individualismus» kann nicht einfach bedeuten , dass jeder von Kindheit an nach belieben das machen darf , was er will – er setzt vielmehr einen aufrechten Gang voraus , der erst erlernt werden muss , was durchaus bedeuten kann , zunächst einmal ein Korsett zu tragen, dass man dann irgendwann abwerfen kann.
Paul Stephan .. Links Nietzscheanimus S.119
.. was durchaus bedeuten kann , zunächst einmal ein Korsett zu tragen, dass man dann irgendwan abwerfen kann. (Vorausgestzt man hat daraufhin einen aufrechten Gang erlernt ).
Nur haben wir denn nicht schon so ein Korsett ?
Die Heteronomie des Willens als der Quell aller unechten Prinzipien der Sittlichkeit
Der Wille gibt als denn sich nicht selbst, sondern das Objekt durch sein Verhältnis zum Willen gibt diesem das Gesetz. Dies Verhältnis, es beruhe nun auf der Neigung, oder auf Vorstellungen der Vernunft, läßt nur hypothetische Imperativen möglich werden: ich soll etwas tun darum, weil ich etwas anderes will ...Z. E. jener sagt: ich soll nicht lügen, wenn ich bei Ehren bleiben will; dieser aber: ich soll nicht lügen, ob es mir gleich nicht die mindeste Schande zuzöge.
.. nehmen wir nur den von Kant beschriebenen Fall. Ein Korsett , welches man sich anlegt , um "bei bei Ehren bleiben" bzw. um zu vermeiden , dass man sich .. "Schande zuzöge". Ich tue also nicht Lügen , weil ich etwas anderes will. Kant spricht , auf Gund dieses heterogenen Willens von einen hypothetischen Imperativ.
Dagegen sagt der moralische, mithin kategorische Imperativ: ich soll so oder so handeln, ob ich gleich nichts anderes wollte..
Wenn ich ich hingegen nicht lüge , weil man grundsätzlichnicht lügt , ich also damit nichts anderes bezwecke , dann redet Kant von einem kategorischen Imperativ. Ein "Abrichtungsprozess" bzw. ein „Erlernen des aufrechten Ganges“ , was einem Individuum besonders viel abverlangt. So wären nach dem kategorische Imperativ, selbst Notlügen verboten. Beispielsweise Lügen , die andere Menschen oder gar einen selbst vor dem Galgen bewahren.
Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung; denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtier-Gebiß zu führen versagt ist. Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, daß fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte.
Friedrich Nietzsche .. Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn
.. ganz zu schweigen , vonm Lug und Trug der Verstellungskunst , die .. so Nietzsche .. im Menschen auf ihren Gipfel gekommen ist. Wie dem auch sei , um das , mit dem "aufrechten Gang , der erst erlernt werden muss" scheint es mit der menschlichen Spezies nicht zum Besten bestellt zu sein. Insofern ich an deiner Stelle , bezüglich dessen, was dir an "Abseitigem" Individualismus, , als Links Nietzscheanismus vorschwebt , skeptisch sein würde. Ich würde sogar sagen , so wie ich bei deinem "links Nietzscheanem Korsett" Parallelen zum Korsett des Christentums zu erkennen meine , dass Nietzsche sich vehement dagegen aussprechen würde. So wie er sich übrigens auch gegen Kants kategorischem "Korsett" ausgresprochen hat
Die »Tugend«, die »Pflicht«, das »Gute an sich«, das Gute mit dem Charakter der Unpersönlichkeit und Allgemeingültigkeit – Hirngespinste, in denen sich der Niedergang, die letzte Entkräftigung des Lebens, das Königsberger[1171] Chinesentum ausdrückt. Das Umgekehrte wird von den tiefsten Erhaltungs- und Wachstumsgesetzen geboten: daß jeder sich seine Tugend, seinen kategorischen Imperativ erfinde. Ein Volk geht zugrunde, wenn es seine Pflicht mit dem Pflichtbegriff überhaupt verwechselt. Nichts ruiniert tiefer, innerlicher als jede »unpersönliche« Pflicht, jede Opferung vor dem Moloch der Abstraktion. – Daß man den kategorischen Imperativ Kants nicht als lebensgefährlich empfunden hat!... Der Theologen-Instinkt allein nahm ihn in Schutz!
Übrigens
in dem man .. so Kant .. bei ihm nicht lügt, um bei Ehren zun bleiben, was , wenn nicht der , ach so vernünftige hypothetischer Imperativ würde für das stehen , was Nietzsche , als .. ich zitiere .. als das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit" .. bezeichnet.
Zitat von PS am 20. August 2021, 13:57 UhrIch wende mich an der Stelle vor allem gegen Lesart, die Nietzsche einfach nur als Denker der Enthemmung lesen. Es geht Nietzsche aber vielmehr um Souveränität und die setzt durchaus eine große Selbstdisziplin voraus.
Nietzsche selbst ist es ja, der in diesem Sinne die Askese durchaus gutheißt. Sie sollte eben nur nicht von außen aufgezwungen sein, sondern einem inneren Bedürfnis nach Selbststeigerung entsprechen.
Das ist schon eine sehr andere Sichtweise als die kantische oder die christliche.
Ich wende mich an der Stelle vor allem gegen Lesart, die Nietzsche einfach nur als Denker der Enthemmung lesen. Es geht Nietzsche aber vielmehr um Souveränität und die setzt durchaus eine große Selbstdisziplin voraus.
Nietzsche selbst ist es ja, der in diesem Sinne die Askese durchaus gutheißt. Sie sollte eben nur nicht von außen aufgezwungen sein, sondern einem inneren Bedürfnis nach Selbststeigerung entsprechen.
Das ist schon eine sehr andere Sichtweise als die kantische oder die christliche.
Zitat von Seiltaenzery am 20. August 2021, 22:23 UhrZitat von PS am 20. August 2021, 13:57 UhrIch wende mich an der Stelle vor allem gegen Lesart, die Nietzsche einfach nur als Denker der Enthemmung lesen.
wenn dem so ist , wie sollte ich dann deiner Meinung nach die "Lesart" des nun folgenden Zitats von dir verstehen ..
Zumal Feuerbach Leibkonzept noch immer sehr klassisch war. Er sah den Menschen als grundlegendes gutes liebendes Wesen an ...Nietzsche verband gewissermaßen Feuerbach und Schopenhauer und hatte keine Probleme damit , offen auch für die Befreiung der hässlichen und bösen Aspekte des Leibes zu plädieren. Damit betrat er eindeutig philosophisches Neuland , dass hatte vor ihm noch niemand so klar gesagt .
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 2 S.13
Wo wir schon mal bei Feuerbach und dem Wesen des Menschen sind ..
Wenn aber Gott nur ein Gegenstand des Menschen ist, was offenbart sich uns im Wesen Gottes? Nichts anderes als das Wesen des Menschen. Wem das höchste Wesen Gegenstand ist, das ist selbst das höchste Wesen. Je mehr den Tieren vom Menschen Gegenstand wird, desto höher stehen sie, desto mehr nähern sie sich dem Menschen. Ein Tier, dem der Mensch als Mensch, das eigentliche menschliche Wesen Gegenstand wäre, das wäre kein Tier mehr, sondern selber Mensch. Nur ebenbürtige Wesen sind sich Gegenstand, und zwar so, wie sie an sich sind.
... für den Fall , dass Gott für den Menschen nur ein Gegenstand ist , so würde nach Feuerbach er sich selbst als das höchste Wesen sehen. In dem man diesen Gegenstand , zumindest was den Gott des Christentums betrift , als grundlegendes gutes liebendes Wesen ansieht , so würde sich daraus erklären , warum sich der Mensch selbst , als ein solches grundlegendes gutes liebendes Wesen sieht.
Danach dürfte übrigens die griechische Götterwelt , mit ihren "hässlichen und bösen Aspekte des Leibes(Nietzsche) , am besten dem menschlichen Wesen entsprechen. Gutmöglich das Nietzsche auch deshalb so ein Faibel für die Griechen hatte.
- Was bedeutet der von mir in die Ästhetik eingeführte Gegensatz-Begriff apollinisch und dionysisch, beide als Arten des Rausches begriffen? – Der apollinische Rausch hält vor allem das Auge erregt, so daß es die Kraft der Vision bekommt. Der Maler, der Plastiker, der Epiker sind Visionäre par excellence. Im dionysischen Zustande ist dagegen das gesamte Affekt-System erregt und gesteigert: so daß es alle seine Mittel des Ausdrucks mit einem Male entladet und die Kraft des Darstellens, Nachbildens, Transfigurierens, Verwandelns, alle Art Mimik und Schauspielerei zugleich heraustreibt.
- Friedrich Nietzsche .. Götzendämmerung
.. wie dem auch sei, für eine solche "griechische" Ästhetik ist der Gott der Christen absolut untauglich.
- .. und es gibt überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmaßen, daß in einigen Stücken die Götter insgesamt bei uns Menschen in die Schule gehen könnten. Wir Menschen sind – menschlicher...
- Friedrich Nietzsche .. Jenseits von Gut und Böse
Um diesen Gott für diese Ästhetik tauglich zu machen , ... so gibt es überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmaßen, daß in einigen Stücken dieser christliche Gott , bei uns Menschen in die Schule gehen könnte.
Zitat von PS am 20. August 2021, 13:57 UhrIch wende mich an der Stelle vor allem gegen Lesart, die Nietzsche einfach nur als Denker der Enthemmung lesen.
wenn dem so ist , wie sollte ich dann deiner Meinung nach die "Lesart" des nun folgenden Zitats von dir verstehen ..
Zumal Feuerbach Leibkonzept noch immer sehr klassisch war. Er sah den Menschen als grundlegendes gutes liebendes Wesen an ...Nietzsche verband gewissermaßen Feuerbach und Schopenhauer und hatte keine Probleme damit , offen auch für die Befreiung der hässlichen und bösen Aspekte des Leibes zu plädieren. Damit betrat er eindeutig philosophisches Neuland , dass hatte vor ihm noch niemand so klar gesagt .
Paul Stephan .. Links Nietzscheanismus Band 2 S.13
Wo wir schon mal bei Feuerbach und dem Wesen des Menschen sind ..
Wenn aber Gott nur ein Gegenstand des Menschen ist, was offenbart sich uns im Wesen Gottes? Nichts anderes als das Wesen des Menschen. Wem das höchste Wesen Gegenstand ist, das ist selbst das höchste Wesen. Je mehr den Tieren vom Menschen Gegenstand wird, desto höher stehen sie, desto mehr nähern sie sich dem Menschen. Ein Tier, dem der Mensch als Mensch, das eigentliche menschliche Wesen Gegenstand wäre, das wäre kein Tier mehr, sondern selber Mensch. Nur ebenbürtige Wesen sind sich Gegenstand, und zwar so, wie sie an sich sind.
... für den Fall , dass Gott für den Menschen nur ein Gegenstand ist , so würde nach Feuerbach er sich selbst als das höchste Wesen sehen. In dem man diesen Gegenstand , zumindest was den Gott des Christentums betrift , als grundlegendes gutes liebendes Wesen ansieht , so würde sich daraus erklären , warum sich der Mensch selbst , als ein solches grundlegendes gutes liebendes Wesen sieht.
Danach dürfte übrigens die griechische Götterwelt , mit ihren "hässlichen und bösen Aspekte des Leibes(Nietzsche) , am besten dem menschlichen Wesen entsprechen. Gutmöglich das Nietzsche auch deshalb so ein Faibel für die Griechen hatte.
- Was bedeutet der von mir in die Ästhetik eingeführte Gegensatz-Begriff apollinisch und dionysisch, beide als Arten des Rausches begriffen? – Der apollinische Rausch hält vor allem das Auge erregt, so daß es die Kraft der Vision bekommt. Der Maler, der Plastiker, der Epiker sind Visionäre par excellence. Im dionysischen Zustande ist dagegen das gesamte Affekt-System erregt und gesteigert: so daß es alle seine Mittel des Ausdrucks mit einem Male entladet und die Kraft des Darstellens, Nachbildens, Transfigurierens, Verwandelns, alle Art Mimik und Schauspielerei zugleich heraustreibt.
- Friedrich Nietzsche .. Götzendämmerung
.. wie dem auch sei, für eine solche "griechische" Ästhetik ist der Gott der Christen absolut untauglich.
- .. und es gibt überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmaßen, daß in einigen Stücken die Götter insgesamt bei uns Menschen in die Schule gehen könnten. Wir Menschen sind – menschlicher...
- Friedrich Nietzsche .. Jenseits von Gut und Böse
Um diesen Gott für diese Ästhetik tauglich zu machen , ... so gibt es überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmaßen, daß in einigen Stücken dieser christliche Gott , bei uns Menschen in die Schule gehen könnte.
Zitat von PS am 21. August 2021, 5:06 UhrHm, du beziehst dich hier auf zwei Stellen aus sehr unterschiedlichen Stellen meines Buches, in dem ich jeweils was anderes zeigen will.
Dasselbe gilt für deine ganzen Nietzsche-Stellen, die du anführst ... Da müsste man jetzt schon jeweils sehr genau gucken, in welcher Schrift sie stehen und welchen Sinn sie da jeweils haben.
Ich verstehe jedenfalls Nietzsche, wenn ich ihn schon vereinheitlich soll, im Kern so: Ziel ist es, ein "souveränes Individuum" zu werden - was bedeutet, sowohl seine körperlichen Triebe als auch seine moralischen Vorurteile in der Hand zu haben. Ein solches souveränes Individuum ist natürlich auch zu sehr "bösen" Taten fähig und zu temporären Enthemmungen - aber es scheint mir trotzdem sehr selbstbeherrscht zu sein.
Das eher dionysische Modell der Befreiung gibt es bei Nietzsche auch (etwa am Ende von "Über Wahrheit und Lüge ..."), aber es scheint mir gerade im Spätwerk doch sehr zurückzutreten.
Wobei er diese dionysische Vision ja auch nicht aufgibt, sondern eher vertieft. Die Brücke bildet, soweit ich sehe, der Wille zur Macht, der gegen den eigenen Körper und die eigene Seele gerichtet wird: Weil dann ist es ja nur ein weiterer Schritt zur Machtsteigerung, sich zu selbst zu beherrschen.
So könnte man es sich jedenfalls irgendwie zusammenreimen ...
Was ich jedenfalls in der zuerst zitierten Stelle ja machen will, ist, meinen eigenen Nietzsche stark zu machen, also was ich mit Nietzsche machen möchte. Und da erscheint mir eher der Aspekt der Selbstdisziplinierung betonenswert als derjenige der Enthemmung, muss ich sagen. Enthemmung gibt es ja heute schon überall, wirkliche Selbst-Disziplin im Sinne Nietzsches (als selbstbestimmte Askese) aber umso seltener.
Hm, du beziehst dich hier auf zwei Stellen aus sehr unterschiedlichen Stellen meines Buches, in dem ich jeweils was anderes zeigen will.
Dasselbe gilt für deine ganzen Nietzsche-Stellen, die du anführst ... Da müsste man jetzt schon jeweils sehr genau gucken, in welcher Schrift sie stehen und welchen Sinn sie da jeweils haben.
Ich verstehe jedenfalls Nietzsche, wenn ich ihn schon vereinheitlich soll, im Kern so: Ziel ist es, ein "souveränes Individuum" zu werden - was bedeutet, sowohl seine körperlichen Triebe als auch seine moralischen Vorurteile in der Hand zu haben. Ein solches souveränes Individuum ist natürlich auch zu sehr "bösen" Taten fähig und zu temporären Enthemmungen - aber es scheint mir trotzdem sehr selbstbeherrscht zu sein.
Das eher dionysische Modell der Befreiung gibt es bei Nietzsche auch (etwa am Ende von "Über Wahrheit und Lüge ..."), aber es scheint mir gerade im Spätwerk doch sehr zurückzutreten.
Wobei er diese dionysische Vision ja auch nicht aufgibt, sondern eher vertieft. Die Brücke bildet, soweit ich sehe, der Wille zur Macht, der gegen den eigenen Körper und die eigene Seele gerichtet wird: Weil dann ist es ja nur ein weiterer Schritt zur Machtsteigerung, sich zu selbst zu beherrschen.
So könnte man es sich jedenfalls irgendwie zusammenreimen ...
Was ich jedenfalls in der zuerst zitierten Stelle ja machen will, ist, meinen eigenen Nietzsche stark zu machen, also was ich mit Nietzsche machen möchte. Und da erscheint mir eher der Aspekt der Selbstdisziplinierung betonenswert als derjenige der Enthemmung, muss ich sagen. Enthemmung gibt es ja heute schon überall, wirkliche Selbst-Disziplin im Sinne Nietzsches (als selbstbestimmte Askese) aber umso seltener.