"man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben"
Zitat von Jonas am 23. April 2020, 1:18 Uhr"Die Chance des Philosophen besteht in seiner Unfähigkeit, das Wort <selbstverständlich> zu verstehen. Seine Tugend in der Fähigkeit, diese Unfähigkeit allen Anfechtungen des Alltags zum Trotz durchzuhalten."
Günther Anders, der "Geheimagent der Masseneremiten".
Einer, der selbst nie Teil der akademischen Philosophie werden wollte und der den geistig verwandten Adorno in einem Briefwechsel mit folgenden Worten kritisierte:
"Damit, durch das Wort ›Professor‹, bin ich bei einer anderen Ursache meiner Schwierigkeit Ihnen gegenüber. Es ist mir nämlich unbegreiflich, wie es möglich ist, auf der einen Seite als philosophischer Autor im prägnantesten Sinne ein Avantgardist zu sein; auf der anderen Seite aber eine offizielle Stellung zu bekleiden, und sich von denjenigen, denen man durch das, was man schreibt, die Achtung versagt, ehren zu lassen. Mir scheint, man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben oder als ein surrealistischer Geheimrat. Etwas von dieser Kreuzung haben Sie aber in meinen Augen an sich. Solche Doppelexistenz muss sich, glaube ich, rächen. Ein Revolutionär – und als Theoretiker sind Sie das natürlich –[,] der sich durch seine Stellung selbst seine Hände bindet, der erregt Misstrauen."
Hatte er recht mit dieser Kritik?
Es ist auf jeden Fall schade, dass es diesen Typus des nicht akademischen Intellektuellen bzw. Philosophen gegenwärtig fast überhaupt nicht mehr zu geben scheint. "Etwas fehlt da ganz gewaltig."
Dazu wiederum Adorno in der Minima Moralia (auf diese Stelle bezieht sich Anders vielleicht auch in seiner Kritik oben) : "Man könnte aber Nietzsche so wenig in einem Büro, in dessen Vorraum die Sekretärin das Telefon betreut, bis fünf Uhr am Schreibtische sich vorstellen, wie nach vollbrachtem Tagewerk Golf spielend."
"Die Chance des Philosophen besteht in seiner Unfähigkeit, das Wort <selbstverständlich> zu verstehen. Seine Tugend in der Fähigkeit, diese Unfähigkeit allen Anfechtungen des Alltags zum Trotz durchzuhalten."
Günther Anders, der "Geheimagent der Masseneremiten".
Einer, der selbst nie Teil der akademischen Philosophie werden wollte und der den geistig verwandten Adorno in einem Briefwechsel mit folgenden Worten kritisierte:
"Damit, durch das Wort ›Professor‹, bin ich bei einer anderen Ursache meiner Schwierigkeit Ihnen gegenüber. Es ist mir nämlich unbegreiflich, wie es möglich ist, auf der einen Seite als philosophischer Autor im prägnantesten Sinne ein Avantgardist zu sein; auf der anderen Seite aber eine offizielle Stellung zu bekleiden, und sich von denjenigen, denen man durch das, was man schreibt, die Achtung versagt, ehren zu lassen. Mir scheint, man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben oder als ein surrealistischer Geheimrat. Etwas von dieser Kreuzung haben Sie aber in meinen Augen an sich. Solche Doppelexistenz muss sich, glaube ich, rächen. Ein Revolutionär – und als Theoretiker sind Sie das natürlich –[,] der sich durch seine Stellung selbst seine Hände bindet, der erregt Misstrauen."
Hatte er recht mit dieser Kritik?
Es ist auf jeden Fall schade, dass es diesen Typus des nicht akademischen Intellektuellen bzw. Philosophen gegenwärtig fast überhaupt nicht mehr zu geben scheint. "Etwas fehlt da ganz gewaltig."
Dazu wiederum Adorno in der Minima Moralia (auf diese Stelle bezieht sich Anders vielleicht auch in seiner Kritik oben) : "Man könnte aber Nietzsche so wenig in einem Büro, in dessen Vorraum die Sekretärin das Telefon betreut, bis fünf Uhr am Schreibtische sich vorstellen, wie nach vollbrachtem Tagewerk Golf spielend."
Zitat von PS am 7. September 2020, 14:55 UhrJa, auch hier sprichst Du wieder ein sehr wichtiges und ernstes Problem an. Ich denke auch, dass die Akademisierung der Philosophie und vor allem der kritischen Philosophie ein großes Problem darstellt. Und ja: Ich denke auch bei Adorno merkt man in seinen Schriften nach dem 2. Wk. doch einen gewissen "staatstragenden" Zug, im Gegensatz zur DdA oder zu den MM.
Andererseits muss man ja auch von irgendwas leben und wenn einem der Staatsapparat die Möglichkeit gibt, nicht nur leben, sondern auch, seine Theorien einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen und kommende Generationen von jungen Leuten in seinem Sinne zu prägen, ist das ja auch toll.
Auch als freier Schriftsteller befindet man sich ja in vielfältigen Abhängigkeiten, sofern man über kein externes Einkommen verfügt.
Wenn man vollkommen unabhängig denken will, muss man wohl entweder ein "richtiges Handwerk" beherrschen wie der Linsenschleifer Spinoza (der ein Angebot, in Heidelberg Professor zu werden, dezidiert mit dem Argument ablehnte, dann nicht mehr frei seine Meinung äußern zu dürfen) oder Rentier sein wie Schopenhauer, Nietzsche oder Marx. Wobei ich zugleich glaube, dass die Notwendigkeit, ein Publikum zu erreichen bzw. sich an bestimmte wissenschaftliche Standards zu halten für das Denken auch nicht unbedingt nur abträglich sein muss, sondern auch bereichernd sein kann. Schon allein durch den Druck, etwas zu publizieren.
Und in diesen ganzen Apparaten sammelt man ja auch Erfahrungen, die einem helfen, die soziale Realität besser zu verstehen. Solange man sich von diesen nicht das Gemüt verdüstern lässt, sondern wach und hoffnungsvoll (im Sinne von Bloch) bleibt, ist ja auch das eine große Bereicherung und zwingt zur Konkretisierung des Denkens.
Ich denke, den vollkommen "goldenen Weg" gibt es da einfach nicht. Als Kritiker hat man's einfach immer schwer - aber dafür eben zumindest das Glück des Denkens und Verstehens.
Ja, auch hier sprichst Du wieder ein sehr wichtiges und ernstes Problem an. Ich denke auch, dass die Akademisierung der Philosophie und vor allem der kritischen Philosophie ein großes Problem darstellt. Und ja: Ich denke auch bei Adorno merkt man in seinen Schriften nach dem 2. Wk. doch einen gewissen "staatstragenden" Zug, im Gegensatz zur DdA oder zu den MM.
Andererseits muss man ja auch von irgendwas leben und wenn einem der Staatsapparat die Möglichkeit gibt, nicht nur leben, sondern auch, seine Theorien einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen und kommende Generationen von jungen Leuten in seinem Sinne zu prägen, ist das ja auch toll.
Auch als freier Schriftsteller befindet man sich ja in vielfältigen Abhängigkeiten, sofern man über kein externes Einkommen verfügt.
Wenn man vollkommen unabhängig denken will, muss man wohl entweder ein "richtiges Handwerk" beherrschen wie der Linsenschleifer Spinoza (der ein Angebot, in Heidelberg Professor zu werden, dezidiert mit dem Argument ablehnte, dann nicht mehr frei seine Meinung äußern zu dürfen) oder Rentier sein wie Schopenhauer, Nietzsche oder Marx. Wobei ich zugleich glaube, dass die Notwendigkeit, ein Publikum zu erreichen bzw. sich an bestimmte wissenschaftliche Standards zu halten für das Denken auch nicht unbedingt nur abträglich sein muss, sondern auch bereichernd sein kann. Schon allein durch den Druck, etwas zu publizieren.
Und in diesen ganzen Apparaten sammelt man ja auch Erfahrungen, die einem helfen, die soziale Realität besser zu verstehen. Solange man sich von diesen nicht das Gemüt verdüstern lässt, sondern wach und hoffnungsvoll (im Sinne von Bloch) bleibt, ist ja auch das eine große Bereicherung und zwingt zur Konkretisierung des Denkens.
Ich denke, den vollkommen "goldenen Weg" gibt es da einfach nicht. Als Kritiker hat man's einfach immer schwer - aber dafür eben zumindest das Glück des Denkens und Verstehens.
Zitat von Seiltaenzery am 4. August 2021, 22:40 UhrZitat von PS am 7. September 2020, 14:55 UhrJa, auch hier sprichst Du wieder ein sehr wichtiges und ernstes Problem an. Ich denke auch, dass die Akademisierung der Philosophie und vor allem der kritischen Philosophie ein großes Problem darstellt. Und ja: Ich denke auch bei Adorno merkt man in seinen Schriften nach dem 2. Wk. doch einen gewissen "staatstragenden" Zug, im Gegensatz zur DdA oder zu den MM.
Andererseits muss man ja auch von irgendwas leben und wenn einem der Staatsapparat die Möglichkeit gibt, nicht nur leben, sondern auch, seine Theorien einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen und kommende Generationen von jungen Leuten in seinem Sinne zu prägen, ist das ja auch toll.
Auch als freier Schriftsteller befindet man sich ja in vielfältigen Abhängigkeiten, sofern man über kein externes Einkommen verfügt.
Obgleich es in deiner "Gebrauchsanleitung“ zu deinen Buch „Links Nietzscheanismus“ auf Seite 8 heißt ...
- "Was die eigentlichen Werke angeht (also die von Nietzsche autorisierten zur Publikation bestimmten Schriften ) sind die Unterschiede aller seriösen Ausgaben letzter Hand basieren , an denen wenig zu rütteln gibt. Bei allen anderen Texten (Briefen, Nachlassfragmenten, nicht voll autorisierten Texten wie z.B. Ecco homo) sind die sonstigen existierenden Ausgaben oft unzuverlässig im Vergleich zur Studienausgabe, so dass von ihrer Anschaffung geradezu abgeraten werden kann"
.. so zitiere ich dazu einmal , aus Ecco homo ..
- "Mit der Frage der Ernährung ist nächstverwandt die Frage nach Ort und Klima. Es steht niemandem frei, überall zu leben; und wer große Aufgaben zu lösen hat, die seine ganze Kraft herausfordern, hat hier sogar eine sehr enge Wahl. Der klimatische Einfluß auf den Stoffwechsel, seine Hemmung, seine Beschleunigung, geht so weit, daß ein Fehlgriff in Ort und Klima jemanden nicht nur seiner Aufgabe entfremden, sondern ihm dieselbe überhaupt vorenthalten kann: er bekommt sie nie zu Gesicht. Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein..
- Friedrich Nietzsche ..Ecce Homo ..Wie man wird, was man ist
.. so wie sich hier über diese „vielfältigen Abhängigkeiten“ , ausgelassen wird,, gibt es zumindest für nichts daran zu rütteln , dass dieser Text zu 110% auf Nietzsche basiert. Was würdest du denn meinen , von welcher Wahl wir reden , wenn Nietzsche zu seiner Zeit , weit weg von einen Ort wie Deutschland , beispielsweise als Einheimischer auf den afrikanischen Kontinent , mit in einem entsprechenden (sozialem,gesellschaftlichen ) Klima gelebt hätte ?
Wo gab .. bzw. .. wo gibt es denn afrikanische Philosophen, welche sich in gleicherweise in der Philosophie bemerkbar gemacht haben. Kennst du einen? Gab es auch nur ein einzigen Philosophen .. afrikanischer Abstammung! .. der von dir in deinen beiden Bücher erwähnt wurde?
Zitat von Jonas am 23. April 2020, 1:18 UhrDazu wiederum Adorno in der Minima Moralia (auf diese Stelle bezieht sich Anders vielleicht auch in seiner Kritik oben) : "Man könnte aber Nietzsche so wenig in einem Büro, in dessen Vorraum die Sekretärin das Telefon betreut, bis fünf Uhr am Schreibtische sich vorstellen, wie nach vollbrachtem Tagewerk Golf spielend."
.. könnte man sich denn Nietzsche oder auch den von ihm verrissenen "königsberger chinesen" Kant als Schwarzafrikaner vorstellen ?
- "Die »Tugend«, die »Pflicht«, das »Gute an sich«, das Gute mit dem Charakter der Unpersönlichkeit und Allgemeingültigkeit – Hirngespinste, in denen sich der Niedergang, die letzte Entkräftigung des Lebens, das Königsberger Chinesentum ausdrückt. Das Umgekehrte wird von den tiefsten Erhaltungs- und Wachstumsgesetzen geboten: daß jeder sich seine Tugend, seinen kategorischen Imperativ erfinde"
- Friedrich Nietzsche .. Der Antichrist
Zitat von PS am 7. September 2020, 14:55 UhrJa, auch hier sprichst Du wieder ein sehr wichtiges und ernstes Problem an. Ich denke auch, dass die Akademisierung der Philosophie und vor allem der kritischen Philosophie ein großes Problem darstellt. Und ja: Ich denke auch bei Adorno merkt man in seinen Schriften nach dem 2. Wk. doch einen gewissen "staatstragenden" Zug, im Gegensatz zur DdA oder zu den MM.
Andererseits muss man ja auch von irgendwas leben und wenn einem der Staatsapparat die Möglichkeit gibt, nicht nur leben, sondern auch, seine Theorien einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen und kommende Generationen von jungen Leuten in seinem Sinne zu prägen, ist das ja auch toll.
Auch als freier Schriftsteller befindet man sich ja in vielfältigen Abhängigkeiten, sofern man über kein externes Einkommen verfügt.
Obgleich es in deiner "Gebrauchsanleitung“ zu deinen Buch „Links Nietzscheanismus“ auf Seite 8 heißt ...
- "Was die eigentlichen Werke angeht (also die von Nietzsche autorisierten zur Publikation bestimmten Schriften ) sind die Unterschiede aller seriösen Ausgaben letzter Hand basieren , an denen wenig zu rütteln gibt. Bei allen anderen Texten (Briefen, Nachlassfragmenten, nicht voll autorisierten Texten wie z.B. Ecco homo) sind die sonstigen existierenden Ausgaben oft unzuverlässig im Vergleich zur Studienausgabe, so dass von ihrer Anschaffung geradezu abgeraten werden kann"
.. so zitiere ich dazu einmal , aus Ecco homo ..
- "Mit der Frage der Ernährung ist nächstverwandt die Frage nach Ort und Klima. Es steht niemandem frei, überall zu leben; und wer große Aufgaben zu lösen hat, die seine ganze Kraft herausfordern, hat hier sogar eine sehr enge Wahl. Der klimatische Einfluß auf den Stoffwechsel, seine Hemmung, seine Beschleunigung, geht so weit, daß ein Fehlgriff in Ort und Klima jemanden nicht nur seiner Aufgabe entfremden, sondern ihm dieselbe überhaupt vorenthalten kann: er bekommt sie nie zu Gesicht. Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein..
- Friedrich Nietzsche ..Ecce Homo ..Wie man wird, was man ist
.. so wie sich hier über diese „vielfältigen Abhängigkeiten“ , ausgelassen wird,, gibt es zumindest für nichts daran zu rütteln , dass dieser Text zu 110% auf Nietzsche basiert. Was würdest du denn meinen , von welcher Wahl wir reden , wenn Nietzsche zu seiner Zeit , weit weg von einen Ort wie Deutschland , beispielsweise als Einheimischer auf den afrikanischen Kontinent , mit in einem entsprechenden (sozialem,gesellschaftlichen ) Klima gelebt hätte ?
Wo gab .. bzw. .. wo gibt es denn afrikanische Philosophen, welche sich in gleicherweise in der Philosophie bemerkbar gemacht haben. Kennst du einen? Gab es auch nur ein einzigen Philosophen .. afrikanischer Abstammung! .. der von dir in deinen beiden Bücher erwähnt wurde?
Zitat von Jonas am 23. April 2020, 1:18 UhrDazu wiederum Adorno in der Minima Moralia (auf diese Stelle bezieht sich Anders vielleicht auch in seiner Kritik oben) : "Man könnte aber Nietzsche so wenig in einem Büro, in dessen Vorraum die Sekretärin das Telefon betreut, bis fünf Uhr am Schreibtische sich vorstellen, wie nach vollbrachtem Tagewerk Golf spielend."
.. könnte man sich denn Nietzsche oder auch den von ihm verrissenen "königsberger chinesen" Kant als Schwarzafrikaner vorstellen ?
- "Die »Tugend«, die »Pflicht«, das »Gute an sich«, das Gute mit dem Charakter der Unpersönlichkeit und Allgemeingültigkeit – Hirngespinste, in denen sich der Niedergang, die letzte Entkräftigung des Lebens, das Königsberger Chinesentum ausdrückt. Das Umgekehrte wird von den tiefsten Erhaltungs- und Wachstumsgesetzen geboten: daß jeder sich seine Tugend, seinen kategorischen Imperativ erfinde"
- Friedrich Nietzsche .. Der Antichrist
Zitat von PS am 6. August 2021, 15:23 UhrBei "Ecce homo" ist das Problem, dass Nietzsche den Text nie zum Druck freigab. Bei anderen Schriften hat er bis zuletzt Korrekturen vorgenommen - "Ecce homo" wäre also eher dem Nachlass zuzuordnen als dem "Werk" im engeren Sinne.
Aber klar: Nietzsche hat den Text an den Verlag geschickt, weshalb man ihm eine Art "Zwischenstatus" zusprechen muss.
Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass man "Ecce homo" nicht zitieren darf. Ich halte das Buch für einen sehr wichtigen Text!
Ansonsten: Ja, ich gebe dir vollkommen Recht. Das Milieu bestimmt den Autor, auch wenn er es transzendiert. Im 18. Jh. hätte sicher niemand in Afrika die "Kritik der reinen Vernunft" schreiben können. Freilich nicht aufgrund der "Rasse", sondern aus einer Vielfalt von Gründen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Fall des Anton Wilhelm Amo: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wilhelm_Amo
Wenn Amo in günstigeren Verhältnissen gewirkt hätte, hätte er sicherlich ein mit der "Kritik der reinen Vernunft" vergleichbares Werk schreiben können.
Bei "Ecce homo" ist das Problem, dass Nietzsche den Text nie zum Druck freigab. Bei anderen Schriften hat er bis zuletzt Korrekturen vorgenommen - "Ecce homo" wäre also eher dem Nachlass zuzuordnen als dem "Werk" im engeren Sinne.
Aber klar: Nietzsche hat den Text an den Verlag geschickt, weshalb man ihm eine Art "Zwischenstatus" zusprechen muss.
Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass man "Ecce homo" nicht zitieren darf. Ich halte das Buch für einen sehr wichtigen Text!
Ansonsten: Ja, ich gebe dir vollkommen Recht. Das Milieu bestimmt den Autor, auch wenn er es transzendiert. Im 18. Jh. hätte sicher niemand in Afrika die "Kritik der reinen Vernunft" schreiben können. Freilich nicht aufgrund der "Rasse", sondern aus einer Vielfalt von Gründen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Fall des Anton Wilhelm Amo: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wilhelm_Amo
Wenn Amo in günstigeren Verhältnissen gewirkt hätte, hätte er sicherlich ein mit der "Kritik der reinen Vernunft" vergleichbares Werk schreiben können.
Zitat von Seiltaenzery am 7. August 2021, 13:05 UhrZitat von PS am 6. August 2021, 15:23 UhrBei "Ecce homo" ist das Problem, dass Nietzsche den Text nie zum Druck freigab. Bei anderen Schriften hat er bis zuletzt Korrekturen vorgenommen - "Ecce homo" wäre also eher dem Nachlass zuzuordnen als dem "Werk" im engeren Sinne.
Aber klar: Nietzsche hat den Text an den Verlag geschickt, weshalb man ihm eine Art "Zwischenstatus" zusprechen muss.
Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass man "Ecce homo" nicht zitieren darf. Ich halte das Buch für einen sehr wichtigen Text!
.. na dann bin ich ja beruhigt. Halte doch auch ich das Buch ;: nicht zuletzt wegen des nachfolgenden Zitats, welches von mir hier vor kurzem andernorts verwendet wurde, für einen sehr wichtigen Text ...
- Warum ich ein Schicksal bin
- Ich kenne mein Los. Es wird sich einmal an meinen Namen die Erinnerung an etwas Ungeheures anknüpfen – an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste Gewissens-Kollision, an eine Entscheidung, heraufbeschworen gegen alles, was bis dahin geglaubt, gefordert, geheiligt worden war. Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit.
- Friedrich Nietzsche .. Ecce Homo
Zitat von PS am 6. August 2021, 15:23 UhrBei "Ecce homo" ist das Problem, dass Nietzsche den Text nie zum Druck freigab. Bei anderen Schriften hat er bis zuletzt Korrekturen vorgenommen - "Ecce homo" wäre also eher dem Nachlass zuzuordnen als dem "Werk" im engeren Sinne.
Aber klar: Nietzsche hat den Text an den Verlag geschickt, weshalb man ihm eine Art "Zwischenstatus" zusprechen muss.
Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass man "Ecce homo" nicht zitieren darf. Ich halte das Buch für einen sehr wichtigen Text!
.. na dann bin ich ja beruhigt. Halte doch auch ich das Buch ;: nicht zuletzt wegen des nachfolgenden Zitats, welches von mir hier vor kurzem andernorts verwendet wurde, für einen sehr wichtigen Text ...
- Warum ich ein Schicksal bin
- Ich kenne mein Los. Es wird sich einmal an meinen Namen die Erinnerung an etwas Ungeheures anknüpfen – an eine Krisis, wie es keine auf Erden gab, an die tiefste Gewissens-Kollision, an eine Entscheidung, heraufbeschworen gegen alles, was bis dahin geglaubt, gefordert, geheiligt worden war. Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit.
- Friedrich Nietzsche .. Ecce Homo
Zitat von Seiltaenzery am 7. August 2021, 13:12 UhrZitat von PS am 6. August 2021, 15:23 Uhr
Ansonsten: Ja, ich gebe dir vollkommen Recht. Das Milieu bestimmt den Autor, auch wenn er es transzendiert. Im 18. Jh. hätte sicher niemand in Afrika die "Kritik der reinen Vernunft" schreiben können. Freilich nicht aufgrund der "Rasse", sondern aus einer Vielfalt von Gründen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Fall des Anton Wilhelm Amo: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wilhelm_Amo
- "Mit der Frage der Ernährung ist nächstverwandt die Frage nach Ort und Klima. Es steht niemandem frei, überall zu leben; und wer große Aufgaben zu lösen hat, die seine ganze Kraft herausfordern, hat hier sogar eine sehr enge Wahl. Der klimatische Einfluß auf den Stoffwechsel, seine Hemmung, seine Beschleunigung, geht so weit, daß ein Fehlgriff in Ort und Klima jemanden nicht nur seiner Aufgabe entfremden, sondern ihm dieselbe überhaupt vorenthalten kann: er bekommt sie nie zu Gesicht. Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein..
- Friedrich Nietzsche ..Ecce Homo ..Wie man wird, was man ist
Das will ich wohl meinen , dass in diesem Zusammenhang der Fall des Anton Wilhelm Amo bemerkenswert ist ..
Anton Wilhelm Amo,
... auch bekannt als Antonius Guilielmus Amo Afer ab Aximo in Guinea (* um 1703 in Nkubeam bei Axim, heute Ghana; † nach 1753 vermutlich im heutigen Ghana, laut Grabstein bei Shama † 1784), war der erste bekannte Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland.
1708 wurde Amo in der Schlosskapelle Salzdahlum in Wolfenbüttel evangelisch getauft und erhielt den Namen Anton Wilhelm Amo. 1721 wurde er ebenfalls in der Schlosskapelle konfirmiert. Seine Taufpaten und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und sein Sohn August Wilhelm.
Amo erhielt am humanistisch geprägten Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel eine hervorragende Bildung..
waren doch in "diesem Zusammenhang" die Möglichkeiten dafür , dass jemand .. agfrikanischer Herkunft .. zu jener Zeit mit solchen Taufpaten und in dessen Folge mit einer solchen Bildung .. so Nietzsche .. beschleunigt werden kann , sehr.. sehr, sehr .. eng. Das will ich wohl meinen , dass für Anton Wilhelm Amo .. Ort und Klima alles andere , als denn ein Fehlgriff .. war. So möchte ich mir gar nicht vorstellen , auf wie viele große Philosophen aber auch Wissenschaftler die Menschheit verzichten musste , nur weil , unter "worfen" dem Ort und Klima Afrikas, sie ihre große Aufgabe nie zu Gesicht bekommen haben.
Metzler Lexikon Philosophie: Geworfenheit
..bezeichnet für Heidegger die Faktizität des Daseins, die Bestimmung: »Daß es ist und zu sein hat« ...
Sie stellt eine Auslegung der affectio im Sinne Augustins sowie eine Erweiterung der Sinnlichkeit im Sinne Kants dar; denn das Dasein befindet sich in seiner G. nicht als Grund seines Seins, sondern als immer schon gestimmt, von gewisser Herkunft und im Umgang mit den Dingen und mit anderen, die es angehen, und zwar zunächst in der Weise der Unselbständigkeit und Uneigentlichkeit. Durch die G. werden bestimmte Möglichkeiten der Existenz dem jeweiligen Dasein verschlossen bzw. freigelegt. Im Hinblick auf die Zeitlichkeit erklärt Heidegger, dass die in der G. begründete Befindlichkeit das Dasein zurück auf seine Gewesenheit führt.
-. wenn ich es nicht besser wüßte , so würde ich in "diesem Zusammenhang" übrigens bei der "Geworfenheit" von Heidegger, so wie Nietzsche dergleichen vorweggenommen hat, von einem Plagiat sprechen. Könnte man doch sagen , dass die Möglichkeiten der Existens durch die Geworfenheit .. eine Frage nach Ort und Klima ist (Nietzsche) und das jeweilige Dasein dementsprechend .. "gehemmt oder beschleunigt " wird bzw. weil man seine große Aufgabe deshalb nie zu Gesicht bekommt .. verschlossen bleibt (Heidegger)"! oder ganz im Gegenteil , wie im Fall Anton Wilhelm Amo ..freigelegt wird.
P.S.
1747 verließ er Deutschland in Richtung Ghana. Hintergründe sind vermutlich der Tod seiner Mentoren und Freunde, berufliche Schwierigkeiten, zunehmender Rassismus und gesellschaftliche Isolation:
mit der gesellschaftliche Isolation, war es mit dieser , für Anton Amo so günstigen "Geworfenheit" offenbar vorbei. Um hier an Heideggers doch sehr speziellen Terminologie an zu schließen , würde ich hierfür den Begriff "Rausgeworfenheit" einführen wollen.
- " Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein..
- Friedrich Nietzsche ..Ecce Homo ..Wie man wird, was man ist
.. weil danach allein , "konnte" er dergleichen nicht mehr allein. Für jemanden , mit einem solchen groß gewordenen animalische vigor geradezu eine Katastrophe.
Zitat von PS am 5. April 2020, 15:29 UhrEs gibt eine gewisse Schnittmenge zwischen rechtem und verschwörungstheoretischem Milieu, doch mir ist im Augenblick nicht ganz klar, wie groß die ist.
So oder so zeichnet sich bspw. bei "Nicht ohne uns" ab, dass da zwar, soweit ich sehe, keine Rechten am Start sind, dafür aber zahlreiche Verschwörungstheoretiker wie Ken Jebsen, obwohl ich den Initiator Anselm Lenz definitiv als klaren Linken und nicht als Verschwörungstheoretiker sehe.
Das finde ich problematisch und bereitet mir auf jeden Fall Bauchschmerzen. - Inwieweit bin ich selbst bereit, mit Verschwörungstheoretikern zu kooperieren? Inwieweit bin ich bereit, selbst in Verruf zu geraten, weil ich es tue?
.. und deshalb sind deine Bauchschmerzen mehr als nur zu berechtigt. Insofern ich mich an deiner Stelle schon fragen würde , ist es tatsächlich soviel wert , was du da tust bzw. in was du dich da "geworfen" hast.
Zitat von PS am 6. August 2021, 15:23 Uhr
Ansonsten: Ja, ich gebe dir vollkommen Recht. Das Milieu bestimmt den Autor, auch wenn er es transzendiert. Im 18. Jh. hätte sicher niemand in Afrika die "Kritik der reinen Vernunft" schreiben können. Freilich nicht aufgrund der "Rasse", sondern aus einer Vielfalt von Gründen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Fall des Anton Wilhelm Amo: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wilhelm_Amo
- "Mit der Frage der Ernährung ist nächstverwandt die Frage nach Ort und Klima. Es steht niemandem frei, überall zu leben; und wer große Aufgaben zu lösen hat, die seine ganze Kraft herausfordern, hat hier sogar eine sehr enge Wahl. Der klimatische Einfluß auf den Stoffwechsel, seine Hemmung, seine Beschleunigung, geht so weit, daß ein Fehlgriff in Ort und Klima jemanden nicht nur seiner Aufgabe entfremden, sondern ihm dieselbe überhaupt vorenthalten kann: er bekommt sie nie zu Gesicht. Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein..
- Friedrich Nietzsche ..Ecce Homo ..Wie man wird, was man ist
Das will ich wohl meinen , dass in diesem Zusammenhang der Fall des Anton Wilhelm Amo bemerkenswert ist ..
Anton Wilhelm Amo,
... auch bekannt als Antonius Guilielmus Amo Afer ab Aximo in Guinea (* um 1703 in Nkubeam bei Axim, heute Ghana; † nach 1753 vermutlich im heutigen Ghana, laut Grabstein bei Shama † 1784), war der erste bekannte Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland.
1708 wurde Amo in der Schlosskapelle Salzdahlum in Wolfenbüttel evangelisch getauft und erhielt den Namen Anton Wilhelm Amo. 1721 wurde er ebenfalls in der Schlosskapelle konfirmiert. Seine Taufpaten und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und sein Sohn August Wilhelm.
Amo erhielt am humanistisch geprägten Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel eine hervorragende Bildung..
waren doch in "diesem Zusammenhang" die Möglichkeiten dafür , dass jemand .. agfrikanischer Herkunft .. zu jener Zeit mit solchen Taufpaten und in dessen Folge mit einer solchen Bildung .. so Nietzsche .. beschleunigt werden kann , sehr.. sehr, sehr .. eng. Das will ich wohl meinen , dass für Anton Wilhelm Amo .. Ort und Klima alles andere , als denn ein Fehlgriff .. war. So möchte ich mir gar nicht vorstellen , auf wie viele große Philosophen aber auch Wissenschaftler die Menschheit verzichten musste , nur weil , unter "worfen" dem Ort und Klima Afrikas, sie ihre große Aufgabe nie zu Gesicht bekommen haben.
Metzler Lexikon Philosophie: Geworfenheit
..bezeichnet für Heidegger die Faktizität des Daseins, die Bestimmung: »Daß es ist und zu sein hat« ...
Sie stellt eine Auslegung der affectio im Sinne Augustins sowie eine Erweiterung der Sinnlichkeit im Sinne Kants dar; denn das Dasein befindet sich in seiner G. nicht als Grund seines Seins, sondern als immer schon gestimmt, von gewisser Herkunft und im Umgang mit den Dingen und mit anderen, die es angehen, und zwar zunächst in der Weise der Unselbständigkeit und Uneigentlichkeit. Durch die G. werden bestimmte Möglichkeiten der Existenz dem jeweiligen Dasein verschlossen bzw. freigelegt. Im Hinblick auf die Zeitlichkeit erklärt Heidegger, dass die in der G. begründete Befindlichkeit das Dasein zurück auf seine Gewesenheit führt.
-. wenn ich es nicht besser wüßte , so würde ich in "diesem Zusammenhang" übrigens bei der "Geworfenheit" von Heidegger, so wie Nietzsche dergleichen vorweggenommen hat, von einem Plagiat sprechen. Könnte man doch sagen , dass die Möglichkeiten der Existens durch die Geworfenheit .. eine Frage nach Ort und Klima ist (Nietzsche) und das jeweilige Dasein dementsprechend .. "gehemmt oder beschleunigt " wird bzw. weil man seine große Aufgabe deshalb nie zu Gesicht bekommt .. verschlossen bleibt (Heidegger)"! oder ganz im Gegenteil , wie im Fall Anton Wilhelm Amo ..freigelegt wird.
P.S.
1747 verließ er Deutschland in Richtung Ghana. Hintergründe sind vermutlich der Tod seiner Mentoren und Freunde, berufliche Schwierigkeiten, zunehmender Rassismus und gesellschaftliche Isolation:
mit der gesellschaftliche Isolation, war es mit dieser , für Anton Amo so günstigen "Geworfenheit" offenbar vorbei. Um hier an Heideggers doch sehr speziellen Terminologie an zu schließen , würde ich hierfür den Begriff "Rausgeworfenheit" einführen wollen.
- " Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein..
- Friedrich Nietzsche ..Ecce Homo ..Wie man wird, was man ist
.. weil danach allein , "konnte" er dergleichen nicht mehr allein. Für jemanden , mit einem solchen groß gewordenen animalische vigor geradezu eine Katastrophe.
Zitat von PS am 5. April 2020, 15:29 UhrEs gibt eine gewisse Schnittmenge zwischen rechtem und verschwörungstheoretischem Milieu, doch mir ist im Augenblick nicht ganz klar, wie groß die ist.
So oder so zeichnet sich bspw. bei "Nicht ohne uns" ab, dass da zwar, soweit ich sehe, keine Rechten am Start sind, dafür aber zahlreiche Verschwörungstheoretiker wie Ken Jebsen, obwohl ich den Initiator Anselm Lenz definitiv als klaren Linken und nicht als Verschwörungstheoretiker sehe.
Das finde ich problematisch und bereitet mir auf jeden Fall Bauchschmerzen. - Inwieweit bin ich selbst bereit, mit Verschwörungstheoretikern zu kooperieren? Inwieweit bin ich bereit, selbst in Verruf zu geraten, weil ich es tue?
.. und deshalb sind deine Bauchschmerzen mehr als nur zu berechtigt. Insofern ich mich an deiner Stelle schon fragen würde , ist es tatsächlich soviel wert , was du da tust bzw. in was du dich da "geworfen" hast.
Zitat von PS am 10. August 2021, 3:42 UhrNaja, von einem "Plagiat" würde ich bei Heidegger jetzt nicht sprechen. Nietzsche war ja auch nicht der erste, der die "Geworfenheit" erkannte.
"Rausgeworfenheit" ist ein lustiger Begriff, den merke ich mir!
.. und deshalb sind deine Bauchschmerzen mehr als nur zu berechtigt. Insofern ich mich an deiner Stelle schon fragen würde , ist es tatsächlich soviel wert , was du da tust bzw. in was du dich da "geworfen" hast.
Ja, das ist ja eben die Frage. Aber doch: Ich denke schon. Ohne die Kritik an der Corona-Politik und die Proteste dagegen wären die Maßnahmen noch viel repressiver ausgefallen. Da bin ich schon zufrieden damit, mein Scherflein dazu beigetragen zu haben, eine Politik alla Lauterbach und Drosten verhindert zu haben.
Naja, von einem "Plagiat" würde ich bei Heidegger jetzt nicht sprechen. Nietzsche war ja auch nicht der erste, der die "Geworfenheit" erkannte.
"Rausgeworfenheit" ist ein lustiger Begriff, den merke ich mir!
.. und deshalb sind deine Bauchschmerzen mehr als nur zu berechtigt. Insofern ich mich an deiner Stelle schon fragen würde , ist es tatsächlich soviel wert , was du da tust bzw. in was du dich da "geworfen" hast.
Ja, das ist ja eben die Frage. Aber doch: Ich denke schon. Ohne die Kritik an der Corona-Politik und die Proteste dagegen wären die Maßnahmen noch viel repressiver ausgefallen. Da bin ich schon zufrieden damit, mein Scherflein dazu beigetragen zu haben, eine Politik alla Lauterbach und Drosten verhindert zu haben.
Zitat von Seiltaenzery am 15. August 2021, 11:37 UhrZitat von PS am 10. August 2021, 3:42 Uhr.. und deshalb sind deine Bauchschmerzen mehr als nur zu berechtigt. Insofern ich mich an deiner Stelle schon fragen würde , ist es tatsächlich soviel wert , was du da tust bzw. in was du dich da "geworfen" hast.
Ja, das ist ja eben die Frage. Aber doch: Ich denke schon. Ohne die Kritik an der Corona-Politik und die Proteste dagegen wären die Maßnahmen noch viel repressiver ausgefallen. Da bin ich schon zufrieden damit, mein Scherflein dazu beigetragen zu haben, eine Politik alla Lauterbach und Drosten verhindert zu haben.
.. eine <selbstverständliche>Zufriedenheit des Philosophen , die , wenn man denn Günther Anders glauben schenken darf , doch gleich was verhindert ...
Zitat von Jonas am 23. April 2020, 1:18 Uhr"Die Chance des Philosophen besteht in seiner Unfähigkeit, das Wort <selbstverständlich> zu verstehen. Seine Tugend in der Fähigkeit, diese Unfähigkeit allen Anfechtungen des Alltags zum Trotz durchzuhalten." ..Günther Anders, der "Geheimagent der Masseneremiten".
Einer, der selbst nie Teil der akademischen Philosophie werden wollte und der den geistig verwandten Adorno in einem Briefwechsel mit folgenden Worten kritisierte:
"Damit, durch das Wort ›Professor‹, bin ich bei einer anderen Ursache meiner Schwierigkeit Ihnen gegenüber. Es ist mir nämlich unbegreiflich, wie es möglich ist, auf der einen Seite als philosophischer Autor im prägnantesten Sinne ein Avantgardist zu sein; auf der anderen Seite aber eine offizielle Stellung zu bekleiden, und sich von denjenigen, denen man durch das, was man schreibt, die Achtung versagt, ehren zu lassen. Mir scheint, man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben oder als ein surrealistischer Geheimrat. Etwas von dieser Kreuzung haben Sie aber in meinen Augen an sich. Solche Doppelexistenz muss sich, glaube ich, rächen. Ein Revolutionär – und als Theoretiker sind Sie das natürlich –[,] der sich durch seine Stellung selbst seine Hände bindet, der erregt Misstrauen."
Hatte er recht mit dieser Kritik?
... dass man in diesem Sinne als Avantgardist ein offizielle Stelle bekleidet.
Zitat von PS am 10. August 2021, 3:42 Uhr.. und deshalb sind deine Bauchschmerzen mehr als nur zu berechtigt. Insofern ich mich an deiner Stelle schon fragen würde , ist es tatsächlich soviel wert , was du da tust bzw. in was du dich da "geworfen" hast.
Ja, das ist ja eben die Frage. Aber doch: Ich denke schon. Ohne die Kritik an der Corona-Politik und die Proteste dagegen wären die Maßnahmen noch viel repressiver ausgefallen. Da bin ich schon zufrieden damit, mein Scherflein dazu beigetragen zu haben, eine Politik alla Lauterbach und Drosten verhindert zu haben.
.. eine <selbstverständliche>Zufriedenheit des Philosophen , die , wenn man denn Günther Anders glauben schenken darf , doch gleich was verhindert ...
Zitat von Jonas am 23. April 2020, 1:18 Uhr"Die Chance des Philosophen besteht in seiner Unfähigkeit, das Wort <selbstverständlich> zu verstehen. Seine Tugend in der Fähigkeit, diese Unfähigkeit allen Anfechtungen des Alltags zum Trotz durchzuhalten." ..Günther Anders, der "Geheimagent der Masseneremiten".
Einer, der selbst nie Teil der akademischen Philosophie werden wollte und der den geistig verwandten Adorno in einem Briefwechsel mit folgenden Worten kritisierte:
"Damit, durch das Wort ›Professor‹, bin ich bei einer anderen Ursache meiner Schwierigkeit Ihnen gegenüber. Es ist mir nämlich unbegreiflich, wie es möglich ist, auf der einen Seite als philosophischer Autor im prägnantesten Sinne ein Avantgardist zu sein; auf der anderen Seite aber eine offizielle Stellung zu bekleiden, und sich von denjenigen, denen man durch das, was man schreibt, die Achtung versagt, ehren zu lassen. Mir scheint, man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben oder als ein surrealistischer Geheimrat. Etwas von dieser Kreuzung haben Sie aber in meinen Augen an sich. Solche Doppelexistenz muss sich, glaube ich, rächen. Ein Revolutionär – und als Theoretiker sind Sie das natürlich –[,] der sich durch seine Stellung selbst seine Hände bindet, der erregt Misstrauen."
Hatte er recht mit dieser Kritik?
... dass man in diesem Sinne als Avantgardist ein offizielle Stelle bekleidet.
Zitat von PS am 19. August 2021, 2:44 UhrIch bin überzeugt, dass die Kritiker der Corona-Politik in 5 bis 10 Jahren als diejenigen anerkannt werden, die die Dinge richtig gesehen haben. Eigentlich ist es ja jetzt schon klar, man sehe nur nach Schweden oder ins UK. Die ganzen Maßnahmen waren sinnlos und haben viel zu hohe "Kollateralschäden" gefordert.
Ich bin überzeugt, dass die Kritiker der Corona-Politik in 5 bis 10 Jahren als diejenigen anerkannt werden, die die Dinge richtig gesehen haben. Eigentlich ist es ja jetzt schon klar, man sehe nur nach Schweden oder ins UK. Die ganzen Maßnahmen waren sinnlos und haben viel zu hohe "Kollateralschäden" gefordert.
Zitat von Seiltaenzery am 20. August 2021, 13:36 Uhr..bist du mit diesem Beitrag , hier zum Thema ..
"man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben"
.. nicht irgenwie daneben ? Somit ich mir einmal erlaube dir darauf hier ..
Corona, Nietzsche, Philosophie
zu antworten.
..bist du mit diesem Beitrag , hier zum Thema ..
"man kann nicht als ein Professor Nietzsche leben"
.. nicht irgenwie daneben ? Somit ich mir einmal erlaube dir darauf hier ..
Corona, Nietzsche, Philosophie
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